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Franckenstein.

Wird gefunden / daß es ein Zweybrückisch Städtlein seyn solle; wir wissen / unsers Theils / ingleichem nichts davon / als daß in den Tafeln ein Franckenstein / zwischen Newstadt / und Käysers-Lautern / gesetzt wird.


Franckenthal

Eine Stadt in der Untern Pfaltz / von welcher Matth. Quade, in Teutscher Nation Herrlichkeit am 38. Capitel / also schreibet: Franckenthal ligt 2. kleiner Meil ober Wormbs. Unter Käyser Henrico V. ungefährlich im Jahr 1119. war zu Wormbs ein Gottsfürchtiger Burger / von altem Rittermässigem Geschlecht / mit Namen Eckenbertus Cämerer / von welchem Geschlecht denn noch die Cämerer von Wormbs / genant von Dalberg / ihren Ursprung haben; der hat all sein Hab und Nahrung verkaufft / und zwey / ein Manns / und ein Frauen Closter / groß und klein Franckenthal genant / auff der Strassen zwischen Wormbs und Speyer / nahend einem Dorff / so Omarsum geheissen haben soll / davon erbaut / und ist er in dem grossen ein Probst / und seine Gemahlin Richlindis, in dem kleinen ein Priorin gewesen. Trithemius in Chron. Sponheim. referirt die Stifftung ins 1135. Jahr / und in die Regierung Bischoffs Buggonis zu Wormbs / und sagt / daß es ein Augustiner Closter / der regulirten Chorherren: Der erste Probst seye Bertolfus, ein Chorherr zu Sprengersbach / gewesen / welcher nach etlichen Jahren resignirt habe; und seye darauff von den Brüdern besagter Stiffter zum Probst erwählet worden. Folgender Zeit seynd die Nonnen / umb ihres ärgerlichen Lebens willen / abgeschafft / und ist ihr Closter mit Mönchen ersetzt worden. In den Frantzösisch- und Niderländischen Kriegen / haben sich viel vom Adel / und Kauffleute in die Pfaltz begeben / denen Churfürst Friederich der Dritte / das schöne flache Feld / darauff das besagte Closter / (so umb und umb / mit fruchtbaren Kornfeldern / Weingärten / Flecken / und Dörffern / umbgeben) stunde / zu bauen ein- und zum Wappen gegeben / einen guldenen Triangul / in einem blutrothen Schild / welcher von einem Löwen gehalten wird; da dann sonder Zweifel der rothe Schild die Krieg / Blutvergiessen / und Verfolgung; der güldene Triangul aber die Beständigkeit / und Auffrichtigkeit der neuen Innwohner; und dann der Löw Chur-Pfaltz / so sie auffgenommen / bedeuten thut. Und hat folgends solcher Orth wegen deß Sammet- Seiden- und Tuchhandels / vor diesem den Vorzug und Preiß in der gantzen Untern-Pfaltz bekommen; daselbsten Anno 1571. gedachter Churfürst Friderico III. ein Gespräch / auff seinen Uncosten / gegebenes sicher Geleit / und in seinem Beywesen / mit den Widertauffern halten lassen / so folgends durch den öffentlichen Druck publicirt worden ist. Et hat ihnen auch über vorige Privilegia in Anno 1573. Schultheiß / Burgermeister / und Schöffen zu erwählen / und ein Regiment anzuordnen befohlen. Sein Sohn Pfaltzgraf Johann Casimir / als dem das Ampt Newstatt / darinn Franckenthal ligt / zustunde / hat solchen Orth / zu mehrer der Inwohner Versicherung / mit einem / doch schlechtem / Graben / umbgeben / und ihn mit sondern Stadt-Freyheiten begabet. Und nach dem er gesehen / daß solcher Orth je mehr und mehr zugenommen / hat er ihn Anno 1583. mehrers fortificiren lassen / und mit höhern Privilegien verehrt; Churfürst Pfaltzgraf Friederich aber der Vierdte / hat nicht allein die vorige Freyheiten ihnen confirmirt; sondern hat sich Anno 1608. mit besseren Wällen gestärcket; auch ihnen / mit Nachlassung sonsten schuldiger Auflagen / ein Realvestung dahin zu bauen vergönnet; und die Rhein-Pfort / als die Vierdte lassen auffsetzen; dardurch die Stadt in 44. Jahren / sehr auffkommen / und seynd bey Pfaltzgraf Churfürst Friederich dem Fünfften / durch gewisse

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Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 061. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_061.jpg&oldid=- (Version vom 27.9.2022)