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Es gehören zu der Pfaltz viel Orth im Craichgöw / von welchem Lande / die Beschreibung Schwaben / ausser der Pfältzischen Orth / so allhie unten einkommen / gehandelt worden ist.

So seynd auch der Pfaltz feine Plätz / im Odonowald / oder Odenwald / zuständig; welches Ländlein auch von theils / aber unrecht Ottenwald genennet wird / und der Breite nach vom Necker biß an den Mayn gehet; aber nach der Länge bey der Bergstrasse sich anfahet / und gegen Orient / biß an die Tauber / oder an das Franckenland stösset; und an der Bergstrassen / da sein Gebürg ein Ende hat / auß der massen / besonders am Wein / fruchtbar ist; deßgleichen an der Tauber / und umb Heltbrunn / gegen Mittag / wie Münsterus schreibet. Es haben Theil daran / ausser Pfaltz / auch Mäyntz / Würtzburg / die Grafen von Hohenlohe / und Erpach: Wiewol theils die von Erpach nur allein setzen. Besihe von diesem Lande / und dem Ursprung des Namens / Freherum part. 2. Origin. Palat. c. 6. Es liegen / neben andern Orthen / auch darinn die Clöster Amorbach / Benedictiner; Schönthal / S. Bernhardi Ordens; und das überauß schöne / reiche / und herrliche etwan geweste Closter Schönau / zu Ende deß Odenwalds / davon unten. In einer geschriebenen Verzeichnuß stehet / daß / nicht weit von besagtem Closter Schönau / hinten in Odenwald hinein / ein Orth / zum falschen Aid; und nicht weit davon / in einem sehr tieffen Thal / ein anderer / und erschröcklicher Orth / zu den übeln Wassern genannt / seye; von welchen beeden sonderbare Geschichten erzehlet werden.

Ferners so hat vor dem jetzigen Krieg der gröste Theil der Bergstrassen zu der Pfaltz gehört. Es wird aber solche Straß / Lateinisch Strata montana, das ist / ein Weg der Berge genannt / von welcher Gegend obgedachter Freherus part. 1. Origin. Palat. cap. 6. weitläuftig handelt; auch part. 2. c. 5. etlicher Orth derselben gedencket / und saget / daß solche noch von den Römern / unter den Käysern Probo, Gratiano, und Valentiniano, erbauet worden / und des Naevii, Dosseni, Siricii, Vinidii, Heppii, Basini etc. Heimat / bedeuten. Es wird aber die Bergstraß angefangen vom Closter Neuburg / ein grosse viertel Meil oberhalb Heydelberg / über dem Neckar gelegen; und durch Schrießheim / Weinheim / Heppenheim / Bensheim / biß nach Darmstatt / auff sechs guter Meilwegs lang / gezogen. Theils sagen / seye halb Fränckisch / und halb Schwäbisch: Andere aber / und eigentlicher / daß sie ein Anhang des Franckenlands / unten an / und neben dem Odenwald / herstreichend; und gleichsam ein lustiger Garten / darinn oben das Gebürg voll statliches Holtz / von Vögeln / Schnabelweid; bald darunter an den Bergen / außerleßner Weinwachs / und besser hinab die schönste Obsgärten; in den Gründen die menge Krebs / Grundelen / und Forellenbächlein / auch andere Fische; in den Thälern ein herrliche Viehweide / und Zucht; gantz aber drunter / auff der Ebne / zu beyden Seiten / ein außerleßnes Fruchtland / und Wäld / darinn auch sehr viel schwartz- und roth Wildprät; darzu frisch und gesund Wasser / und Lufft / und zwischen diesen allen mitten hindurch die Landstraß auff Franckfurt. Es solle diese Bergstraß vor viel hundert Jahren / zum theil zu der Graffschafft Ladenburg / daselbst des Grafen Sitz / und das Hoffgericht gewesen; theils zum Closter Lorsch gehört haben / an welches Closter auch folgends alles solle kommen seyn; deme solche aber Anno 1232. vom Käyser Friderico II. entzogen / und dem Ertzstifft Mäyntz gegeben worden; wie beym Trithemio in Chron. Sponheim. zu lesen. Sihe aber das Chronicon Laurishamense. in fin. & Append. Als folgends Churfürst Diether zu Mäyntz / geborner Graf von Ysenburg / die Päbstliche Gesanden nicht genugsam ehrte / das Geld für das Pallium nicht nach Rom schickte / und anders mehr wider den Römischen Stuel thate / (wie beym besagten Trithemio de gestis Friderici I. und daselbst in notis ad pag. 20. stehet) und deßwegen durch Pabst Pium II. Anno 1461. abgesetzt / und an seiner statt Graf Adolff von Nassau erwählet ward; so hat Er Ertzbischoff Diether den Churfürst Friederichen / den Ersten / Pfaltzgrafen / umb Hülff ersucht / der ihme alßbald mit Kriegsmacht beygesprungen / und 9. Mäyntzische Städte einnehmen helffen; und darfür / wegen des Kriegskosten / von ihme Diethero, Starckenberg / Heppenheim / Bensheim / Mörlebach / Lorsch / und alle Zugehörungen / Anno 1462. gegen hundert tausend

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Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_009.jpg&oldid=- (Version vom 24.9.2022)