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Es stehet in dem neuen Meterano, und desselben 37. Buch / daß / ob schon ein Kupferstuck außgangen / in welchem deß Marggraffen Spinolae Bildnus / und Wappen / sampt 50. Oertern / die er des Jahrs / 1620. eingenommen / abgerissen / und genennt worden; So seyen doch solche Oerter meistentheils nicht in der Churfürstlichen Pfaltz gelegen / auch geringe / schlechte / und unansehnliche Flecken / oder Schlösser / die gar nicht befestigt gewesen / und ohn einige Mühe / und Gewalt / haben eingenommen werden können.

Von der Religionsänderung schreibet ein geweßter Professor zu Heydelberg / unter anderm / auch dieses; daß Churfürst Friederich der Ander / so Anno 1556. gestorben / Catholisch verblieben / und Anno 1550. in einem Schreiben sich des Pabsts gehorsamster Sohn genennet / und / durch seine Vorbitt / der Hohen Schul zu Heydelberg etliche Stifft und Clöster zu wegen gebracht; benebens aber die Lutherische bey solcher Universität / und in der Cantzley / gedultet habe. Davon aber / und daß albereit anno 1546. die Kirch / und Hohe Schul zu Heydelberg / angefangen / reformirt zu werden / wiewol / wegen des Schmalkaldischen Kriegs / und Käysers Caroli V. Sieg / es nicht völlig damit zu Ende kommen; besagter Freherus, an angezogenem Ort / im letzten Capitel / am 105. und folgenden Blat / kan gelesen werden. Und ist auch hernach das interim allda angenommen worden. Gedachtem Friderico II. succedirte sein Vetter / Churfürst Ott Heinrich / welcher die Bilder / Meß / Päpstische Ceremonien / etc. allenthalben in den Kirchen abzuschaffen / und die Lutherische Religion einzuführen / angefangen; Er ist aber bald / nemlich Anno 59. gestorben / und hat sein Vetter / und Nachfahr / Fridericus III. die Reformirte / sonst Calvinisch: und Zwinglische Religion genant / in sein Land / Schulen / und auff die Cantzel / durch Abschaffung der Vorigen / eingeführt / und selbiger zugethane gelehrte Leuth / auß Italien / Franckreich / dem Schweitzer: und Niderland / auch Schlesien / mit grossem Eyfer und Uncosten / herbey gebracht / auch gar keine Bilder / Crucifix / Altär / oder dergleichen Gemäld / leiden wollen / sondern dieselbe ernstlich abgeschafft / und verbotten. Und diß ist die dritte Religionsänderung / so gewäret biß ins Jahr 1576. da besagtem / nunmehr verstorbenen Churfürsten / sein Sohn Ludovicus VII. succedirt, so sich ein Zeitlang zu Amberg / in der Obern-Pfaltz / als ein Stadthalter auffgehalten hatte. Dieser nun führte / nach seines Herrn Vattern Tode / die Evangelisch Lutherische Religion in dem Churfürstenthumb wieder ein; und haben sich viel in seines Brudern / Pfaltzgraff Johann Casimirs Aembter / Neustadt / und Lautern / begeben. Als aber gemelder Churfürst Ludwig Anno 1583. gestorben / und besagter sein Bruder / Pfaltzgraff Johann Casimir / des Ludovici Jungen Erbens / und Sohns / nemblich Friederichen des Vierdten / Vormund / und der Chur Administrator worden; so hat Er die reformirte Religion wieder allda introducirt; welches dann die fünffte Aenderung ist; die auch also viel Jahr lang / biß auff das 1622. verblieben; da die Römisch-Catholische Religion zu Heydelberg / und an andern Orthen der Pfaltz eingeführet worden; so gewähret / biß auff den Schwedischen Krieg / in welchem Anno 1632. viel Orth in der Pfaltz / und auch Anno 33. das Schloß zu Heydelberg selbsten / wieder eingenommen / und die Reformirte Religion daselbsten abermals auffgerichtet; wiewol auch den Lutherischen das offentliche Exercitium Religionis vergönnt worden ist; so biß auff das Jahr 1634. und 35. gewähret / da die Römisch-Catholische wieder die Oberhandt bekommen / und die andere beede Religionen auff ein neues abgestellet worden seynd. Das seynd nun viel unterschiedliche Veränderungen / so sich in kurtzer Zeit begeben; dergleichen vielleicht an keinem Orth / und in keinem Lande / wird geschehen seyn.

Was die hochlöblichste Herren Pfaltzgrafen anbelangt / so seyn dieselbe noch neulich in unterschiedliche Linien vertheilt gewesen; als 1. in die Heydelbergische / davon unten bey Heydelberg; und Simmeren. 2. Neuburgische; davon bey Neuburg / und Sultzbach / im Anhang der Beschreibung deß Bäyerischen Craißes. 3. Zweybrüggische / davon unten bey Zweybrüggen / Landsperg / etc. 4. Birckenfeld; etc. davon unten bey Birckenfeld / etc. Und 5. in die Veldenzisch: oder Lautereckische Lini; davon unten bey Lautereck wird gesagt werden.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_008.jpg&oldid=- (Version vom 24.9.2022)