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Das konnte aber alles den Muth des frommen Eiferers nicht niederschlagen. Er donnerte fürchterlich gegen die neuen Propheten auf seiner Kanzel. Der Pater Neumeister in Augsburg, seligen Andenkens, hat keinen Geisselhieb auf den Rücken der Lutheraner geschlagen, den Simpert nicht noch weit derber dem Rücken der erstern appliciert hätte. Wie Lucius für die neue Lehre zeugte, so eiferte, stürmte und tobte der Weislingerus redivivus für die alte. Und zwar bestand, wie man leicht begreift, dieser in seiner Art unendlich besser, als jener. Der erstere persuadierte durch die schlauen Künste der Eloquens; der leztere überzeugte durch geometrische Demonstrationen. Jener tauchte seinen Vortrag in das Lavendelwasser der schönen Wissenschaften ein; dieser sprach rauh, fest, derb, kernteutsch. Jener floß ruhig hin, wie ein stiller Bach, der desto tiefer gründet, oder wie eine Schlange, die dem Raube nachschleicht; dieser rauschte im Sturm einher, wie ein reissender Waldstrohm. Jener sprach wie ein Gelehrter auf dem Katheter; dieser wie ein Kapuziner, daß das Volk ihn faßte, und verstand. Jener neckte die Andersdenkenden durch Anzäpfungen und feine Sticheleyen;

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Johann Gottfried Pahl: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i.e. Heilbronn], 1799, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pahl_Pater_Simpertus_049.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)