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Einst hatt’s den Herrn geträumt bei der Nacht,

Feins Liebchen sei gestorben.
Darüber ist er aufgewacht;
Denkt dran, was sie ihn geschworen.

Da spricht er zu dem Reitersknecht:

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Sattle mir und dir zwei Pferde,

Daß wir können reiten Tag und Nacht,
Daß wir nach Braunschweig kommen.

Als sie ein Stückchen geritten waren,
Hörten sie die Glocken läuten.

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Als sie ein Stückchen weiter kamen,

Sah’n sie die Gräber graben.

Guten Tag, guten Tag, ihr Gräbersleut’,
Wem grabt ihr diese Grube?
Für ein junges Mädchen aus der Stadt,

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Das sich zu Tode geweinet hat.


Als sie ein Stückchen weiter kamen,
Sah’n sie die Träger tragen.
Setzt ab, setzt ab, ihr Trägersleut’,
Feinsliebchen muß ich schauen.

 Thüringen

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Hans Ostwald (Hrsg.): Erotische Volkslieder aus Deutschland. Eberhard Frowein, Berlin [1910], Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostwald_Erotische_Volkslieder_aus_Deutschland.djvu/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)