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88 Der Ceilosen Pfleg in Kranckheiten /

Pfeffer-Körner sind zu erst grün / aber hernach / wann sie reiff worden / schwartz. Die reiffen Körner / werden in der Sonnen gedörret / davon ihre schwartze Haut viel Runtzeln bekommt. Wenn diese Haut frisch und grün weggenommen wird / entstehet eine besondere Art Pfeffer / der weisse Pfeffer genannt: welcher schärffer / theurer / und anmuthiger / als der schwartze fällt / und von fürnehmen Leuten in Indien zum öftern an Statt des Saltzes gebraucht wird; Und nimmt man solche schwartze Haut dergestalt weg /daß man den reiffen Pfeffer in See-Wasser leget / darinn die Haut schwellet / berstet / und ihr die weissen Körner leichtlich nehmen lässet; welche man hernach in der Sonnen dörret.

Der lange Pfeffer / Pimpilim genannt / wächset sonderlich in Bengala; von dannen er auch in Europa gebracht wird. Zwischen seinen / und den vorigen Stamm / ist schier kein Unterscheid / ohne / daß der Blätter Farbe / und Gestalt / ein wenig anderst fällt. Er wächset ebenmässig bey gantzen Büschlein / und zwar an zimlich langen Stängeln / welche oft viel Feuchtigkeit bey sich haben; wenn selbige sich verliehret / werden die Körner wurmstichig. Diesen Pfeffer / der ja so sehr auf der Zungen / und im Halse / brennet / wie der runde / gebraucht man allda nicht zur Speise: sondern zur Artzney / allermeist wider den Gift; dem er auch kräfftig widerstehet / und daher theurer / denn der ander / verkaufft wird. Der Indische Pöbel pfleget mit dem Wasser / darinn ein gut Theil dieses Pfeffers gelegen / die langwierige Schwachheit des Magens glücklich zu curirn.

Alte Leut sind auf Ceilon. Alte Leut gibts darinnen / auf die neuntzig / biß hundert / Jahr / und tragen zur Præservation immerzu vorn eine Wurtzel † eingewickelt / daran Sie stetig kieffen / zuvor / so Ihnen ein wenig übel ist. Einsmahls hab Ich einen gefragt / wie Er also alt worden wäre / und doch noch so ruhig dabey geblieben? Er gab mir aber zur Antwort: Wann Er hätte Lust bekommen zu essen / hätte Er gegessen; zu trincken / hätte Er getruncken; zu schlaffen / hätte Er geschlaffen; hätte Er Gelegenheit gehabt zu sitzen / wäre Er gesessen; oder den Kopf zu bedecken / so hätte Er ihn bedeckt. In Summa: Wider Seine Natur hab Er nie etwas gethan / wann Ers mir habe thun können. Wie Sie es bey Ihren Sterbenden halten. Wann denn einer sterben will / und / allen ansehen nach / in letzten Zügen liget / so kommt Seiner bästen Freund einer / und legt Sich auf den Sterbenden / und druckt Seinen Mund auf jenes Mund / eng und genau / daß nur Seine Seele in kein Thier fahre / so sie von Ihm ausfähret. Wann Er denn verschieden ist / fangen Sie an zu heulen / und zu schreyen / fragen mit grossen Threnen: Warum er gestorben sey? Ob Er kein Geld / Ob Er nicht gnug zu essen gehabt habe? Lauffen auch wohl in einen Wald / und bannen den Teufel / der Ihnen sagen soll / was dem Wie Sie mit Ihren Verstorbenen umgehen. Toden gefehlet habe. Nach grossen Geheul waschen Sie Ihn / und nehen Ihn in ein Leylack / und kauffen etliche alte Weiber / die ein drey Tag / und Nacht / vor des Toden Haus sitzen / und gewaltig schreyen / Siche mit Koth besprützen / auch wohl in ein Wasser lauffen / biß an Hals / als wann Sie Sich für Wehmuht ersauffen wolten / und legen endlich den toden Cörper auf Piquen / und tragen ihn / so er sonderlich arm und gering ist / in einen Wald / oder Strand des Meers / da er begraben wird / mit dem Ihre Begräbnussen. Angesicht gegen Osten; auf das Grab stecken Sie gemeiniglich ein grünes Zweiglein / um und um das Grab spitzige Dornen / damit der Cörper für dem Jackhals sicher ist / welches eine Art ist wie ein Fuchs / und sehr nach Menschen Fleisch gieret. Zu Bezeugung aber Ihres Leids tragen Sie

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Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste, Nürnberg 1672, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b88.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)