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Was für Bäume und Früchte auf Ceilon. 83

Elephanten wegen: Inzwischen musten die Schwartzen wacker Zimmet Wie man das Zimmet zuwegen bringet. schehlen. Dann das Zimmet ist nichts anderst / als das Bast / oder die Rinden / von den Bäumen / die man abschehlen kann / wie / zum Exempel / in unserm Land eine Rinde von den Baumen abgezogen wird. Der Baum an sich selbst wächset nicht hoch / ist über eines Mannes Fuß nicht dick: trägt auch sonst keine andere Frucht. Seine Blätter / so mans in Mund nimmt / geben einen Geschmack wie die Nägelein / und wann er also gantz abgeschehlet worden / wächset doch seine Rinde in anderthalb Jahren wieder nach / daß man sehen kann / wie die Kraft durch die kleine Löchlein wieder heraus dringet / und sich umspinnet / und aneinander laufft / und aufs neu abgenommen werden kann. Wann er aber alt wird / und neben sich einen jungen Sproß erlanget / so wird jener gar abgeworfen / um des jungen willen / weil das alte Zimmet dem neuen nicht gleich geachtet wird. Es weiß auch ein jeder Heyd schon / wie viel Er überhaupt bringen muß: Wann Sie denn heim kommen / so ist ein Capitaine, der visitirts, und so Er alt- oder dicken Zimmet findet / so wirds ausgeworfen / und nicht gewogen; davon aber wird in Pünte de Galle ein Zimmetöl gebrannt. Welcher unter den Wilden tausend Pfund schönen jungen Zimmet aufgebracht / der ist hernach ein gantzes Jahr frey: Wann Ers nicht bringet / muß Er das folgende Jahr desto mehr bringen. Was Er drüber bringt / wird Ihm bezahlt. Es kostet die Herrn Holländer in loco gar ein weniges am Geld / ja keinen Batzen: aber viel Christen-Blut / und weiß Ich gewiß / daß die Zeit über / die acht Jahr / die Ich auf der Insul zugebracht hab / von Uns auf die sechs tausend Mann gekostet / und die Portugäsen wohl auf die zwantzig tausend / die immerzu Krieg mit dem Käyser von Ceilon geführt haben / wie auch Wir eine gute Zeit.

* Wie es Neuhof beschreibet / pag. 332. seq. wollen wir beysetzen. Es kommt / spricht Er / der Cannel-Baum ja so hoch / wie ein Citronen-Baum / hat viel / lange / dicke / gerade / und wohlgeordnete / Zweige. Aus denselben gehen andere kleine Zweiglein herfür / daran die Blätter sitzen / welche zimlich groß / und den Lorber-Blättern etwas ähnlich sind / weil sie an kurtzen schmahlen Stängeln hangen / hinten breit / forne Spitz-zu lauffen / und in der Läng etliche Hohlkehlen oder Aederlein wie unsere Wegeblätter haben. Die Blumen dieses Baums sind Schnee-weiß / und wohlriechend; seine Frucht hat die Grösse / und Gestalt / der Oliven; ist anfänglich grün / und hernach / wenn sie völlig reiff / Pech-schwartz / und gläntzend. Das Holtz dieses Baums hat weder Geschmack / noch Geruch / und lässet sich ansehen / als habe die Natur den übrigen Theilen des Baums alle Kraft verweigert / und nur die Rinde allein damit begabet / auf daß dero Nutzbarkeit desto grösser sey. Es hat dieser Baum / wie fast alle Bäum / eine zwifache Rinde; die oberste ist nur ein wohlschmakkendes Häutlein / dermassen dünn / daß sie nicht anderst denn grün von der untersten kann abgezogen werden / weil sie hernach / wann sie trucken darauf worden / so vest daran sitzet / daß man sie weder sehen / noch schmecken / noch abschehlen / kann. Die unterste grüne Rinde ist / wann die oberste aschenfärbige weggenommen / glatt / und leimicht auf der Zungen / und wird / nachdem sie in viereckigte Stücklein zerschnidten / in der Sonnen gedürret / welche alle ihre Feuchtigkeit verzehret / sie röhtlich machet / und in solche Pfeiffen / wie sie anhero in Europa gebracht wird / zusammen rollet. Wann nun der Baum dergestalt abgeschehlet / bleibt er oft zwey / oder drey / Jahr so bloß stehen / hernach bekommt er neue Rinden / welche abermahl können abgeschehlet

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Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste, Nürnberg 1672, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b83.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)