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Was auf Tiago sich begibt. 7

sondern Messern / anufzwenget / als mit welchen den Kernen bald ein Schad geschehen möge.

Es mag die Frucht seyn / die auch in West-Indien wächset / von welcher Hemmersam / pag. 42. dergleichen berichtet / und mit solchen Worten: Die Indianische Feige / Banana genant / wächst aus dem Baum / weil er keine Zweige / sondern Claffter-lange Blätter / dreyer Hand breit / hat. Die Türcken sollen es für Papier gebrauchen können. Der Baum hat kein Holtz / ist nur wie ein Strauch / von zusammen gewickelten Blättern / eines Mannes hoch / darzwischen komt eine Blume / in der Grösse / wie ein Strausen-Ey / Pfersig-farb / daraus wird ein Stengel / daran die Feigen eng aneinander wachsen / wie ein Traube. Wann es ausgewachsen / ist die Frucht Spannen-lang / und so dick als ein Kümmerling. Alsdenn wird nicht nur die Frucht / sondern auch der Stamm abgeschnidten. Aus der Wurtzel aber wächst in gar kurtzer Zeit ein anderer Baum. Wir Teutschen nennetens Backofen. So man aussen das gelbe / so ganz glat / abschehlet / sihet die Frucht inwenig Fleichfarb. Es seynd etliche der Gedancken / weil die Frucht so gar schön sey / obs etwan der Baum im Paradiß / dessen Früchte von GOTT unsern ersten Eltern verbotten worden / sey: Denn wann mans mit einem Messer zerschneidet / sihet man ein Creutz † darinnen / welches die Portugäsen / und Spanier / den Mohren für eine Sünde / und solches zu thun verbotten haben / sagend / daß solches / vor Christi Leyden / den Juden eine Anzeig geben habe / daß der Messias solte gecreutziget werden; und wird die Frucht also unzerschnidten / aus den Händen gessen von allen Völckern.

Sie gaben Uns auch weisen Zucker / kleine Citronen oder Limonien / welche Limonien Wir genommen zu zweyhundert oder dreyhundert / solche ausgepresset / und in Saltz gelegt / in die läre Faß / da Wir Brandwein innen gehabt / auf die hundert und funfzig / die Wir immer gantz in ihren eigenen Säften behalten / und ein oder zwey Löffel Oel darauf gethan / davon sie sehr frisch geblieben sind / und Uns / so Wir zur See waren / und täglich eine Limonien dienen wider den Scharbock. halbe / oder gantze / genossen / und einen Löffel ihrer Brühe darzu getruncken / statlich gedienet haben wider den Scharbock / wann Wir die Zähn damit gerieben und gewaschen haben.

Als Wir nun am vierzehen Tag an S. Tiago gelegen / und allerdings fertig waren fortzusegeln / ist ein Flöt-Schiff zu Uns kommen / die Jungfrau Schiff Jungfrau sicht zwey ganzer Tag mit Raubschiffen. genant / so von Amsterdam ausgesegelt / und wegen grossen Sturm in dem Spanischen Meer von seiner Flotte weg geschlagen worden / und vier Dünkirchner Raub-Schiffen in die Hände gerathen war / mit denen der Schiff-Capitain, der ein gut Soldat war / zwey gantzer Tag aneinander gefochten / und sich resolviret hatte / endlich lieber in die Luft zu sprengen: als Schiff und Volck in der Feind Hände zu liefern. Denn das der Ost-Indianischen Schiff die Maniere, daß Sie lieber eines kurtzen Todes zu sterben Sich entschlossen: als lang in den mörderischen Händen der Spanier / oder Portugäsen / zu seyn; sintemahl Ich es Selbst an Mir erfahren / da Ich in Indien zu Angerdotta, einem Paß auf der Insel Ceilon, auf die dreyzehen Wochen / bey den Portugäsen gefangen gelegen / und viel lieber unter den Heyden / oder Mohren / seyn wolte / als unter Ihnen. Denn Sie Uns eng in einen Stock an Füssen geschlagen / Salpeter stampfen / in der Pulvermühl mahlen / uns Hunger dabey leiden liessen / daß Wir erschwartzen mögten. Um deßwillen einer unter Uns / zu Unserer aller höchster und nechster Gefahr / etlichmahl / aus einer Desperation, manchen Funcken von Seinen Tobacktrincken mit allen Fleiß hingeworfen / in Meinung / das

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Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Fünfzehenjährige Kriegsdienste, Nürnberg 1672, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b7.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)