166 | Die Gesellschaft kommt wieder zu Ihren Landsleuten. |
Nur ein Stund wirds Nacht.Vierzehen Tag waren Wir unter Segel / auf die obermeldte zwey und sechzig Grad Norden / da es mächtig kalt wurde / und Wir zehen Tag aneinander Liecht hatten / daß Wir in einem Buch lesen / oder auf dem Bret spielen / kunnten; dann die Sonne nur eine Stund untergangen war / daß ein klein wenig finster wurde; dabey dannoch unterschiedlich / wüst und neblicht Wetter wurde / biß Wir vorbey Sud-warts / den 5. Julii 1660. auf Fero[WS 1] gesegelt / Die Compagnia trift Ihre Landsleut wieder an.woselbst Wir in die achtzig Hering-Fischer in der See antraffen / durch welche Wir mit guten Westen-Wind durchstrichen. Nahe am Hafen fanden Wir unsere Creutzer / oder Convoy, zehen Schiff stark / die auf die sechs Wochen da gelegen / und auf fünf Gallionen, neben allerley Victuaille, für jeglich Schiff einen Lotz mitbrachten / die die Schiff in den Hafen locirn oder bringen / dessen Wir sehr froh wurden / die Wir von den fünf Gallionen reichlich tractirt wurden / mit gutem Rotterdammer-Bier / frischem Brod / Speck / Fleisch / Käß / Butter / wiewohl Wir es anfangs wenig recht geniessen kunnten / weil unsere Mägen solche Speisen nicht wohl annehmen wolten / welches denen dagegen desto besser kame / die solche Schiffe / nach Holländischer Manier, zu lösen pflegen. Dann es ist so gewöhnlich / daß / wann die Flotte aus Indien kommt / so kommen die Eltiste Herrn von der Compagnia an die Heisen einander willkommen.Schiffe / und heisen die Ankommende willkomm / und bedanken Sich der treu-geleisteten Dienst / entschlagen Sie darauf Ihres Eyds / die dagegen Ihrer richtigen / und ehisten / Bezahlung gedenken. Nach gethaner Versprechung setzt mans zu Land / und kommen andere Schiff-Gesellen / die man die Schauer heiset / auf die Schiff / welche alsobald die Segel abschlagen / die Stücke lösen / und wieder laden. Was Sie alsdann noch vor Victuaille darauf finden / ist Ihr / wie Sie dann / was Speisen antrifft / von unserm Schiff einen grossen Vorrath fanden: aber von Trank desto weniger; sintemahl Wir / es wolte / oder wolte nicht / dennoch das Rotterdammer-Biers nicht viel überliessen / in Betrachtung / daß unter Wegs / Wasser und Quellen werden hoch gehalten.und in Indien / Wir kaum Wassers genug gehabt hatten / wie Wir dann oft pflegten zu sagen: So Uns GOtt wieder in unser Vatterland helfe / und Wir einen sehen solten / der † ein frisch Wasser verunreinigen würde / ob es schon auch die Natur erforderte / wollen Wir Ihn ins Wasser werfen; wie es dann auch in Holland öfters geschicht / daß die Schiffer / die in Indien gewesen / und solch einen antreffen / der eine Quelle / oder Bächlein / beschmeissen / ohn einiges Bedenken / hineinstossen / und aufs höchste verweisen / als eine grosse Sünde / die edle Creatur / derer zu geniessen in India / und Ihrer Reiß / Sie nicht so seelig werden kunnten / so von Hertzen Sie es wünschten / also verächtlich zu halten.
† Oft schon gedachter Herport / der auch in Ost-Indien Sich versuchet / wie Er den Tropfen frisches Wassers heraus preiset: Also sind Seine Wort noch wohl würdig anzuhören. Da Sie an das Caput bonæ spei angelanget / spricht Er mit Freuden / pag. 10. seq. Dazumahl wurde das Wasser wiederum frey gegeben / welches dann unter Uns so eine grosse Freud verursachet / daß solches mit Worten nicht gnugsam auszusprechen / und auch keinem Menschen glaublich scheinet / wer es nicht erfahren hat; dann bißher mancher vor Seinem Tod gewünschet / nur noch einmahl gnug Wasser zu trinken / welches Er aber dannoch nicht bekommen können. Des andern Tags wurde der Boote / und die zwey Schaluppen ausgesetzt / und sind also dem Lande zu gerudert / allwo unser Schiffer / von dem Commandant auf der Vestung /Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Fero - die Färöer-Inseln.
Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste. Nürnberg: , 1672, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b166.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)