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XII.
Das Gebiet der Mudau.
Amorbach.

Den Quellen des Elzbaches gegenüber, und kaum eine halbe Stunde davon entfernt, entspringt auf der nördlichen Abdachung der odenwäldischen Hauptschneeschmelze die Mudau, und richtet ihren Lauf gegen Norden nach dem Maine hinab. Ihr Name ist schon sehr alt, denn in der Bestätigungsurkunde König Ludwigs vom Jahre 856 wird sie schon Muda oder auch Moda genannt. In der Nähe ihres Ursprungs liegen die gleichnamigen Dörfer Ober- und Unter-Mudau. Eine starke Stunde weiter hinab liegen auf der linken Seite des Thales die Reste der Wildenburg. Noch weiter hinab liegt Buch, und unterhalb desselben nimmt die Mudau einen starken über Ottorf- und Kirchzell herabkommenden und von vielen Seitenbächlein genährten Bach auf. Eine kleine halbe Stunde unterhalb ergiesst sich von der Rechten her die aus dem Zusammenflusse mehrerer zwischen Buchen und Walldürn herabfliessender Gewässer entstandene Billbach.

An dieser Stelle bildet sich ein Thal, das durch eigenthümliche Milde gegen die übrige rauhe Umgebung contrastirt, und in dem innern Winkel der beiden zusammenfliessenden Bäche liegt Amorbach, ein durch seine ehemalige reiche und bedeutende Benedictinerabtei bekannter Ort. Vor demselben breitet sich ein schönes Wiesengelände mit auffallend üppigem Graswuchse aus. Gegenüber, in dem andern durch den Einfluss der Billbach in die Modau gebildeten Winkel, erhebt sich ein mässiger Berg, auf dessen Gipfel wir die Ruinen eines ehemaligen Klosters erblicken.

Dieser Berg heisst jetzt Gotthardsberg; ehemals trug er den Namen „Frankenberg“ und auf ihm stand vor etwa achthundert Jahren ein festes Schloss, das von der edeln Grafenfamilie der

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Albert Ludwig Grimm: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes in ihrer Vorzeit und Gegenwart. Darmstadt: Carl Wilhelm Leske, 1843, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Odenwald_(Grimm)_081.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)