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Hausarme von Zach. von Geitzkofler; 100 fl. für Schulzwecke vom Geh. Legationsrath v. Pistorius, und 500 fl. von Andreas Käser in Wiesensteig. Die Gemeinde hat das Recht zu drei Jahrmärkten, worauf der Verkehr mit Vieh lebhaft ist. Dieses Recht ist schon alt. Nach der noch auf dem Rathhause verwahrten Originalurkunde vom 14. September 1491 ertheilte König Maximilian auf die Bitte Veits von Rechberg dem „Schultheißen vnd Gericht des Dorfes Weschenpawren,“ welches damals Veits Mutter, Margaretha, Veits des ältern Wittwe zugehörte, das Recht zu folgendem Wappen: einen Schild, quer durch einen Bach getheilt, unten grün, oben roth, darin stehend eine schwarzgekleidete Frau neben dem Bach, vor einem Stuhl, in der linken Hand ein weißes Leintuch, in der rechten einen Schlägel haltend und zum Streich und Waschen geschickt; neben ihr einen gelben Waschzuber. Dieses Wappen wurde „von Neuem“ verliehen, und soll das Dorf dasselbe führen zu „Schimpf vnd Ernst, in Streiten, Panieren, Gezelten, Insiegeln etc.“ Ob und welches Wappen das Dorf zuvor geführt, ist uns unbekannt. – Filialien der Pfarrei sind, außer sämmtlichen katholischen Parcellen: Beutenhof, Schnellhöfle, und die im Oberamt Göppingen gelegenen Orte Birenbach, Bremenhof und die Katholiken von Maitis. Die Pfarrei gehört zum Decanate Gmünd. Das Patronat üben die Rittergutsbesitzer abwechslungsweise aus. An der Schule stehen drei Lehrer. Auch eine Industrieschule ist vorhanden. Ebenso wird in einer Baumschule den Kindern Unterricht in der Baumzucht ertheilt. Der Begräbnißplatz wurde 1828 außerhalb des Wohnortes angelegt.

Das Dorf ist, nach der Sage des Ortes, aus drei Maierhöfen (wovon noch die „Maiergasse“ genannt wird) entstanden und hat stets seine politischen Schicksale mit der hienach zu erwähnenden Wäschenburg getheilt. Von Ereignissen des Ortes ist zu berichten, daß sich derselbe 1514 gegen seinen damaligen Herrn, Georg II. von Rechberg zu Staufeneck, empörte, aber noch in demselben Jahre mit ihm vertragen wurde. Im dreißigjährigen Krieg wurde derselbe hart mitgenommen; an einer schnell tödtenden Seuche starben allein in den Monaten September und October 1635 121 Menschen; im Frühling 1636 starben 19 den Hungertod. Öfters mußten 5 Leichen in Ein Grab gelegt werden. Im spanischen Erbfolgekrieg wurde nach dem S. 194 erwähnten Treffen vom 20. Juni 1707, wie der damalige Pfarrer schreibt, den Franzosen ein Raub erlaubt, worauf sie das hiesige Schlößchen ausleerten und auch Dokumente von da entwendeten, „und der ganze Fleck, sammt Birenbach, mit Vieh und andern Sachen den

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_249.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)