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Bürger halten viel auf schöne Pflanzschulen. Namentlich hat das von dem vormaligen Schlößchen herrührende Gut schöne Obstbäume. Von den Birnsorten zeichnet sich insbesondere die Stiefelsbirne (oben S. 62) aus. In guten Jahren gehen ganze Fuhren mit Obst nach Bayern ab. Auch die Wiesen geben durchschnittlich viel und gesundes Futter, wie denn der Viehstand nicht unbedeutend ist. Der hier gewonnene Wein ist trinkbar, aber nicht lagerfähig. Zwei Farren zu halten, liegt abwechslungsweise den vier Inhabern des Widdumgutes ob; seit 1841 aber hält die Gemeinde einen dritten auf ihre Kosten. Der Jahrmarkt ist besonders als Viehmarkt besucht. Auch wird im Orte Holzhandel getrieben.

Plüderhausen erhielt am 1. April 1805 das Recht zu einem Kram- und Vieh-Markt. Ein bedeutendes Recht des Ortes besteht darin, daß die Staatsfinanzverwaltung jährlich 800 Klafter tannenes Brennholz abzugeben hat, das an die Bürger von hier und Aichenbach nach Klassen vertheilt wird; wogegen jeder Bürger einen sog. Feuerpfennig (21/2 kr.), ein Bäcker, Wirth und Hafner aber je 391/2 kr. dem Staat zu entrichten hat. Die Stiftungspflege besitzt einen schönen, 1971/2 Mrg. großen, der Sage nach von einem Herrn von Rechberg gestifteten, Buchenwald. – Zur Pfarrei gehören noch: Aichenbach, Elisabethenberg und Neuweiler. Das Patronat ist königlich. An der Schule stehen ein Schulmeister, ein Unterlehrer und ein Gehilfe. Versuche zu Errichtung von Industrieschulen sind indessen mißlungen:; dagegen besteht seit einigen Jahren eine Beschäftigungsanstalt für betagte Arme unter der Leitung des Ortspfarrers. Der Gottesacker, längst von der Kirche entfernt, liegt frei.

Plüderhausen war einst ein Bestandtheil der Herrschaft Waldhausen und somit Eigenthum der Hohenstaufen. Mit Waldhausen kam der Ort an Württemberg, das ein eigenes Amt bildete, welchem auch Waldhausen untergeordnet ward. Dasselbe stand bereits 1421 unter der Vogtei Schorndorf. Graf Ulrich von Württemberg verpfändet 1358 einen Hof zu „Bliderhusen“ an Heinrich den Rorbeck von Schorndorf, 1421 aber verpfänden die Vormünder der Grafen Ludwig und Ulrich an Rudolph von Baldeck um 2000 fl. das Amt Plüderhausen, nebst Waldhausen. Nach Rudolphs Tod erhalten 1435 dessen Söhne Großhans und Kleinhans von Baldeck dieses Pfand für 3600 fl., das später an deren Schwester Agathe, die Gattin Walters von Urbach, gelangte. Dieser kündigt, weil die Einkünfte nicht genügen, 1455 Württemberg Fehde an, die jedoch bald vertragen wird. Agatha trat aber 1467 die Pfandschaft wieder an Württemberg ab. Die grundherrlichen Rechte hatte meist dieses mit dem Orte erworben; es besaß ums Jahr 1500 einen Hof, den sogenannten Plessingshof, 34 Lehen und Huben und 34 Sölden.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_227.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)