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Zehenten stehen dem Staate, die kleinen meist den Pfarreien zu; Plüderwiesenhof ausgenommen. Seit 1817 hat die Gemeinde an grundherrlichen Rechten aller Art für 1071 fl. 15 kr. dem Staat abgekauft. Filialien von Welzheim sind: die Parcellen 3, 4, 7, von Oberurbach OA. Schorndorf 6, 8, 9, von Plüderhausen die übrigen. Schulen sind in Plüderhausen und Walkersbach. Der Gemeindebezirk wurde aus Bestandtheilen der Ämter Welzheim, Plüderhausen und Oberurbach gebildet. S. hienach. Mit Ausnahme von Parcelle 3 und 4 gehörte der Bezirk bis 1807 zum Oberamte Schorndorf.

1) Plüderhausen, früher auch Pliederhausen und Bliederhausen, evang. Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit und 1606 Einwohnern, worunter 2 Kath. Der Ort hat die tiefste Lage im ganzen Oberamt (oben S. 7); er liegt in dem Remsthale 31/2 St. von Welzheim und ist von der Rems durchflossen; auch führt die Hauptstraße nach Nürnberg der Länge nach durch denselben. Die Gegend ist freundlich, und der Witterungswechsel weniger schroff, als im obern Thal. Die Gewitter theilen sich hier häufig, um südlich oder nördlich auszubeugen. Der Ort ist Sitz eines Revierförsters. Er ist lang gedehnt und durch die Rems, über welche drei hochgewölbte Stege und drei Furthen gehen, in zwei ungleiche Hälften getheilt. Die meist von Holz gebauten, vielfach einstöckigen, Häuser reichen für die wachsende Bevölkerung kaum mehr zu. Die auf dem linken Ufer sind meist ärmlich, der Überschwemmung ausgesetzt und unreinlich. – Die Kirche zu St. Margaretha, umgeben vom Pfarrhaus und vom Schulhaus, steht etwas erhöht. Sie wurde, nachdem die ältere kleine 1803 abgebrochen worden, 1804 ganz neu in dem damals beliebten sogenannten neuen Styl erbaut, ist einfach und ohne Chor. Der oben mehreckige Thurm hat drei wohlklingende Glocken. Die Baulast hat die Stiftungspflege, die des freundlichen Pfarrhauses der Staat. Über den sittlichen Zustand des Ortes ist schon geklagt worden. Die Einwohner sind aber im Allgemeinen sehr fleißig und arbeitsam. Von hiesigen Eingeborenen hat sich hauptsächlich Dr. Sixt Jakob Kapff[ws 1] einen Namen erworben. Am 28. Decbr. 1735 geboren, wurde er 1761 Professor der Jurisprudenz, 1806 Director des K. Obertribunals und 1811 Staatsrath. Er verfaßte mehrere kleinere Schriften und starb am 18. Nov. 1821.

Es werden Dinkel, Waizen, sowie Kraut, Welschkorn, Hirse, Mohn, Reps, Rüben, Klee und Flachs, hauptsächlich aber viele Kartoffeln, gebaut. In der Nähe des Ortes stehen schöne Obstbäume, und manche


Anmerkungen [WS]

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_226.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)