Seite:Oberamt Welzheim 193.jpg

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dem Abt aber in dessen eigenem Bad im Kloster „zu ziemlichen Zeiten“ ein Bad zuzurichten.

Der Ort ist sehr wahrscheinlich römischen Ursprungs, da die Ecke, welche hier der Römerwall bei seiner neuen Richtung bildet, eine Bevestigung gehabt haben muß. Hiefür sprechen denn auch der Thurm auf dem Klosterberge (s. unten), die hier gefundenen, oben S. 118 erwähnten Alterthümer und die Benennungen „Venusberg“ und „Götzenthal,“ die schon im 15. Jahrhundert vorkommen. Jedenfalls ist der Ort älter als das Kloster. Der Sage nach bestand er ursprünglich aus drei längst abgegangenen „Maierhöfen,“ deren Areal nun in schöne fette Wiesen verwandelt ist. Ein Distrikt Wiesen, westlich von Lorch, führt noch den Namen. Das Lagerbuch von 1571 gedenkt öfters des „untern Maierhofs, an der Straße, am untern Landgraben, in des Fleckens Lorch Zweng und Bennen, und lauft die Rems überzwerch dadurch;“ ferner des „mittlern Maierhofes“ und des „obern Maierhofes und geht der Landgrab überzwerch dadurch.“ Bei der Stiftung des Klosters kam das Dorf mit aller Obrigkeit in dessen Besitz und gehörte auch nach der Reformation in dessen Oberamt Lorch, bis dieses 1820 nach Welzheim verlegt ward. Die Grundherrlichkeit war mit sehr wenigen Ausnahmen gleichfalls in den Händen des Klosters Lorch. Dasselbe besaß im J. 1571 hier 13 Gnadenlehen, 71 Gnadensölden, 18 Söldhäuschen und 8 Erblehen, darunter zwei mit erblichem Wirthschaftsrecht „und soll jeder Inhaber von einem Mittag zum andern ohne Wein nicht seyn, bey Straf 5 Pfund Heller.“ Mehrere Güter und Rechte, welche das Kloster Elchingen hier hatte, kamen 1331 durch Kauf an Lorch. Sodann bezog die Reichsstadt Gmünd gegen die Verpflichtung, die Landstraße zu erhalten, hier einen Wegzoll, der den 4. April 1605 an Württemberg abgetreten ward. Wegen seiner Zehentrechte hatte das Domcapitel Augsburg im Dorfe einen Amtmann seit der Zeit der Reformation. - Das Marktrecht ist von sehr hohem Alter. Am 15. Sept. 1660 wurde das noch vor dem dreißigjährigen Krieg abgegangene Recht zu zwei Jahrmärkten erneuert. Auch hatte Lorch das Recht zu Wochenmärkten und von Alters her das zum Salzkauf oder Salzhandel, und 1724 ist von einem neu erbauten „Kornhaus“ die Rede. Die Bürger hatten das Recht, aus der Rems, wenn sie eine gewisse Höhe erreicht, „ein Essen Fisch“ zu fangen.

Der Lage an der lebhaften Landstraße hat es Lorch zu danken, daß es in den Stürmen, welche die früheren Zeiten bewegten, vieles zu leiden hatte. Die Verheerungen, die über das Kloster gekommen, müssen das Dorf ebenfalls betroffen haben, und die Feuersbrunst, welche im 15. Jahrhundert die Ortskirche verzehrte, hat auch den

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_193.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)