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derelicta fuerat.« Sie hatte 3 Altäre. Den Hilfeleistenden wurde 1489 ein Ablaß von 100 Tagen versprochen. – Von großem Werthe für das Kloster waren die hier befindlich gewesenen vielen und seltenen Reliquien. Viel bewundert war die »tabula reliquiarum« mit griechischer Schrift, welche Irene aus Griechenland erhalten und hierher gestiftet hatte. Auch auf die »tabula, auro et argento ornata, in quo ab antiquo lignum sancte crucis conservatum fuit«; auf das »crux argentea, interius exteriusque deaurata, in qua modo lignum sancte crucis conservatur«; – auf die „güldene Scheiben vnser lieben Frawen“; – auf das »liber antiquus qui continet textum quatuor Evangelistarum auro et gemmis ornatus, cujus scriptio ignoratur« – that sich das Kloster viel zu gut, da von nahe und ferne die Gläubigen kamen, um diese und andere Kleinodien zu verehren. Sie waren meist von den Hohenstaufen auf ihren Fahrten durch das Morgenland erworben und um ihrer Seelen Heils willen in ihr Erbbegräbniß geschenkt worden.[1] – Von all diesem Glanz und Gepränge ist nun aber nichts mehr zu sehen; die aufrührerischen Bauern nahmen am 26. April (nach andern weniger glaublichen Nachrichten am 2. Mai) 1525 das Kloster ein und zerstörten dasselbe. Dabei wurde der damalige Abt Sebastian tödtlich verwundet.[2] Sie nahmen und vernichteten viele Reliquien und Kleinodien, verbrannten viele Urkunden und die Bibliothek, nebst den hierher geflüchteten Documenten des Kl. Murrhardt, und mögen auch die Kirchthürme und die Capellen, nebst der Egidiuskirche zerstört haben. Unter Abt Laurentius wurde von 1531 bis 1547 das Kloster, doch nicht mehr so, wie es zuvor gewesen, wieder hergestellt. Aber auch dieses Werk zerfiel mehr oder minder im Laufe der Zeit. Noch im Winter 1826 sollen Schatzgräber den Fußboden der Kirche bis auf den Felsen, worauf sie steht, aufgewühlt haben. Im Jahr 1838 jedoch wurde sie auf besonderen, durch Vorstellung des Stiftsoberhelfers


  1. Es ist noch eine Notariatsurkunde darüber vorhanden, daß 1484 ein Span von der oben erwähnten Reliquie des heiligen Kreuzes von einem Official des Domcapitels Augsburg, unter Benediction, in ein Feuer geworfen und unversehrt wieder hevorgezogen worden sey. Mit den Reliquien scheinen der Abt und Convent Mißbrauch getrieben zu haben, da 1489 der Papst ihnen bei Excommunication verbieten ließ, irgend eine wegzugeben. (S. dagegen Cleß II. 289). Sie waren in verschiedenen Altären verwahrt und wurden, als die Mönche nach dem dreißigjährigen Kriege das Kloster wieder verlassen mußten, soweit sie noch vorhanden, von diesen mit fortgenommen.
  2. Nicht sogleich getödtet, wie fast allgemein angenommen wird. Daß der Abt noch am 9. December 1525 lebte, ist bei Crusius II. 214 zu finden.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_189.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)