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als er eben in der Stadt Hall[1] war und Adelberg gegen den Grafen G. von Löwenstein geklagt hatte, „Super aduocatia curie in Churemberch, quam sibi idem comes violenter et contra justitiam nitebatur vendicare et suo dominio subjugare“, daß derselbe keine Jurisdiction hier zu üben habe, indem zugleich dem Schultheißen von Hall aufgegeben ward: „quatinus dictam curiam in nostram“ (des Königs) „reciperet protectionem et defenderet, nec patieretur, ipsam ab aliquibus inuasoribus molestari.“ Die Plackereien hörten aber nicht auf; Adelberg mußte sich 1278 mit Graf Albrecht von Löwenstein nochmals über die Vogtei vertragen, welcher auf Anordnung K. Rudolphs und mit Zustimmung seiner Gattin Luitgard 1288 wiederum „omni jure omnique actione, siue impetitioni . . super Aduocatie Curie in Churemberch“ verzichtet. So blieb denn Adelberg im Besitze des Ortes mit der Obrigkeit. Im Jahr 1538 besaß dasselbe hier 5 Lehen und 1 Sölde. Im Jahr 1606 war die Zahl der Bauern 14. Der dreißigjährige Krieg war auch in dieser Gegend verheerend. – Im Jahr 1822 ereignete sich hier der Fall, daß ein Scheintodter begraben und der Sarg auf sein Pochen zu spät geöffnet wurde. – Die lagerbüchlichen Gewandbezeichnungen „Rommelsbronnen“ und „Rommelisreut“ dürften an die einstige Nähe der Römer erinnern.

Die Pfarrei ist der Sage nach die älteste auf dem Walde. Sie soll von dem Gründer des Klosters Murrhardt, K. Ludwig dem Frommen, gestiftet worden und schon zu der Zeit, als noch in dem nahen Eichenkirnberg unter dessen Eichen heidnischer Gottesdienst gehalten worden, vorhanden gewesen seyn. Von hohem Alter ist die Pfarrei allerdings und es spricht für diese Sage, daß die Schirmvögte Murrhardts, die Grafen von Löwenstein, das Patronat besaßen. Von Graf Albert erwarb das Kloster Adelberg 1278 Kirche und Kirchensatz (Cleß III. 115) nebst den Zehenten. Die Reformation geschah zugleich mit dem Kloster Adelberg. Als die Katholiken 1631 von diesem Besitz ergriffen, mußte auch hier der evang. Pfarrer einem Meßpriester weichen. Von 1638-1639 war Kirchenkirnberg Filial von Täferroth; bis 1759 war auch Gschwend hierher eingepfarrt. – In der Nähe muß eine dem heil. Gangolf geweihte Kapelle gestanden haben, der 1350–1519 gedacht wird und deren Patron der Abt von Lorch war.

Über das frühere Bergwerk Geistloch s. oben. S. 48.

2) Bruch, auch Bruchhof, Weiler mit 92 evang. Einw.,


  1. Nach der Orig. Urk. war der König nicht zu Kirnberg selbst, wie Raumer Geschichte der Hohenstaufen II. S. 558 sagt, sondern „in judicio in ciuitate Hallis habito.“
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_176.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)