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und mit Rundbögen erbaut, welche – einschließlich der zu 5000 fl. berechneten Frohnen der Kirchengenossen – etwa 40.000 fl. kosten und im Sommer 1845 eingeweiht werden wird. – Das an der erwähnten Straße hoch und frei liegende Pfarrhaus hat der Staat 1797 gebaut. Auch das schöne massive Schulhaus wurde von demselben 1842 errichtet.

Der Ort, bis dahin mit Kaisersbach in politischer Hinsicht verbunden, wurde erst 1809 Sitz einer eigenen Gemeindeverwaltung. Das Gemeindevermögen ist klein; auch der Stiftungsfond, lediglich aus dem jährlichen Opfer entstanden, ist unbedeutend. Das Patronat ist von dem Kl. Adelberg her königlich. Zum Kirchensprengel gehören 10 Filialen in diesem und 24 im Oberamte Gaildorf. An der für die dem diesseitigen Oberamte angehörigen Pfarrgenossen gemeinschaftlichen Schule steht ein Lehrer mit einem Gehilfen. Der Gottesacker liegt um die alte Kirche her. Vor der Reformation wurde hierher gewallfahrtet und ein Jahrmarkt in dem damals sehr kleinen Orte am Ostermontag gehalten. Unter Herzog Christoph verzichtete aber das Dorf zu Gunsten der Stadt Murrhardt auf dieses Recht, worauf diese 13. Febr. 1555 einen herzoglichen Begnadigungsbrief hierüber erhielt und der Markt dahin verlegt wurde. Die Bitte des Dorfes von 1570 um ein neues Marktrecht wurde abgewiesen.

Der Ort – früher auch „Kirchenkürnberg“ und einige Mal, wegen des Baches, „Kirchenkirnbach“ geschrieben (Kirn im Althochdeutschen Geier), ist von höherem Alter. Er war wohl ein Stiftungsgut des Klosters Murrhardt. Am 2. Mai 1182 übergibt dieses durch die Hände seines Kastvogtes, Bertholds Grafen von Wolfselden, dem Kloster Adelberg auf des letztern wiederholtes Ansuchen „uillam Curinberch cum omnibus terminis suis in agris, decimis, siue omni cum jure, sicut nostrum monasterium possederat,“ und zwar darum, wie Murrhardt sagt, „quod cum fuisset usus totius uille in Curinberch sic creditoribus impignoratus, militibus inbeneficiatus“ (d. h. an Ritter als Lehen hingegeben), „ut nobis solum dominium proprietatis remansisset, nec speraremus, quid amplius nobis utilitatis provenire.“ Wer diese Ritter waren, ließ sich nicht finden. Im Jahr 1266 bekennt jedoch Walther, Schenk von Limpurg, es habe auf seinen Rath Berngerus de Weggeshaine dem Kloster Adelberg um 4 Pfd. Heller „omne jus aduocatie seu potestatis uel juris quod habere videbatur bonis ipsorum“ (Adelberg) „scilicet in Niwestetin et in Kurinberc“ abgetreten. Allein Adelberg wurde an der Vogtei über den Ort auch durch die angrenzenden Grafen von Löwenstein, vielleicht als Schirmvögte Murrhardts, geirrt, denn am 26. Mai 1235 entschied König Heinrich,

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_175.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)