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keine Ausnahmen bemerkt sind, dem Staate, der kleine Zehente den Pfarreien zu. An den grundherrlichen Rechten des Staates hat die Gemeinde seit 1817 für 335 fl. 20 kr. abgekauft. Die Parcellen 2, 3, 5, 7, 8, 9, 12, 17, 19, 20 sind nach Murrhardt, die übrigen nach Kirchenkirnberg eingepfarrt. Schulen sind in Kirchenkirnberg und Unterneustetten. Die Parcellen 2, 19 und 20 halten zu jener in Mettelberg OA. Backnang. Die Gemeinde wurde erst 1809 gebildet, und zwar durch die vorerwähnten, nach Murrhardt eingepfarrten Orte, welche bis dahin zur Stadtgemeinde und zum Oberamt Murrhardt gehört hatten, und durch die übrigen Parcellen, welche als früheres Besitzthum Adelbergs dem kaisersbacher Viertel zugetheilt waren. Sie war bis 1811 in die Stäbe Kirchenkirnberg und Unterneustetten getheilt, die nun vereinigt wurden.

1) Kirchenkirnberg, evang. Pfarrdorf mit 411 Einw., worunter 3 kath., liegt nordöstlich, 21/2 St. von Welzheim, auf der Grenze gegen das Oberamt Gaildorf. Durch den Ort führt die Straße von Gschwend nach Murrhardt. Derselbe bildet übrigens kein geschlossenes Ganzes, vielmehr liegen die Häuser weit auseinander und am Saume des Waldes umher. Ein beträchtlicher Theil, der noch zum Mutterorte gehört und gleichen Namen führte, läuft erst neuerlich abgesondert unter der Benennung „Thäle“ oder „Sägmühle“ (s. unten). Der Ort ist bergig und von allen Seiten mit Tannenwald umgeben, der auf geringe Entfernung auf ihn hereindrückt. Er ist von dem Kirnbach bewässert, der im Orte selbst entsteht und in kleiner Entfernung mittelst Anschwellens eine Mühle treibt, Sommers aber fast ganz vertrocknet.

Etwa 300 Schritte vom Dorfe liegt auf einem sanften Hügel die Kirche zur heil. Ursula. Ihr Baustyl ist gothisch, durch die Renovation von 1612 aber ziemlich verwischt. Sie mag Ende des vierzehnten oder Anfangs des fünfzehnten Jahrhunderts erbaut worden seyn. In einem Chorfenster befindet sich ein gemaltes Wappen, wahrscheinlich der Hohenstaufen: drei links schreitende, gekrönte Löwen; es mag aus der zuvor schon gestandenen Kirche übergegangen seyn. Schön ist der in der Form eines Kelches gearbeitete Taufstein. Die Baulast hat der Staat, da sie dieser 1579 von der Gemeinde gegen Abtretung eines Waldes übernommen hatte. Weil die Kirche zu klein ist, so hat der Staat, gegenüber der alten eine neue in sehr schönen Verhältnissen massiv von weißen Sandsteinen

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_174.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)