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Die Pfarrei ist von höherem Alter, war aber, soweit die Nachrichten hinaufreichen, mit der Stiftskirche in Lorch verbunden. Auf die Bitte des Klosters Lorch erlaubte der Bischof von Augsburg am 13.August 1297, daß die Stiftspfründe, mit welcher diese Pfarrei vereint war, dem Kloster Lorch einverleibt werde, unter der Bedingung, daß ein Vicar hier aufzustellen sey. Außerdem war aber auch schon 1349 eine Frühmesse hier, welche das Kloster Lorch ebenfalls zu verleihen hatte. Im Jahr 1420 wurde ein Span zwischen dem Frühmesser und den armen Leuten zu Alfdorf dahin vertragen, daß derselbe die Pfarrgenossen, wenn sie ihren Pfarrherrn zu Lorch „in Nöthen“ nicht erlangen können, mit Beichthören, Taufen und Ölen versehen soll; doch mit Willen und Wissen des Herrn Hans Binder zu Lorch, dem die Pfarrei zu Alfdorf gehöre. Ebenso ist 1485 von einer Capelle auf dem Kirchhof die Rede. Aus Akten ist ersichtlich, daß in Alfdorf mit der Reformation frühe begonnen worden. Hieronymus Maier, einer der Stiftsgeistlichen zu Lorch, von Gmünd gebürtig, wurde am Montag vor Ascensionis Domini 1539 von der württ. Visitation auf die hiesige Pfarrei verordnet, wo er – wie ein Bericht vom 2. Sept. 1539 sagt – das Evangelium gepredigt und mit Weib und Kind sich wohl verhalten. Damals zählte Alfdorf 213 Communicanten in 63 Häusern, und der ganze Pfarrsprengel Alfdorf 506 Communicanten in 150 Häusern. In jener Zeit war, wie wir zuvor sahen, der württ. Lehensantheil des Dorfes in des Herzogs eigener Verwaltung; und es ist aus diesen Zahlen zu schließen, daß die Reformation über den ganzen Ort und seine Filialien sich erstreckt hatte. Allein die neue Lehre machte unter denen von Rechberg und Neuhausen bald wieder der alten Platz. Denn nachdem Württemberg die eine Hälfte von Alfdorf wieder erworben, wurde am 9. Nov. 1614 der Klosterpräceptor M. Stephan Geer von Blaubeuren zum ersten evang. Pfarrer ernannt, neben welchem aber noch ein kath. Priester für die andere Hälfte des Ortes in derselben Kirche Messe las, da ihn Marx von Neuhausen nicht entlassen wollte. Erst als auch die andere Hälfte Alfdorfs württembergisch geworden, am 22. April 1619, wurden die Bilder und Meßgewänder entfernt und durch den Abt von Lorch am 25. desselben Monats die Reformation ganz eingeführt, die sofort die beste Aufnahme fand. Im dreißigjährigen Kriege war eine Zeit lang auch hier ein Meßpriester. Seit 1640 gehört das Patronat, wie schon erwähnt, zum Rittergut, das jus examinandi et visitandi dagegen blieb bei Württemberg.

Es scheint in alten Zeiten hier ein Beguinenhaus gestanden zu haben, da ein früher zur Pfarrbesoldung gehöriges Gütchen „das Klösterle“ hieß und ein daneben stehendes Haus durch seine Bauart

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_150.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)