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Straße von Pfahlbronn nach Adelstetten. Sowohl in der, dieser entlang gebauten Hauptgasse, als in den Nebengassen treffen wir eine Reinlichkeit, die dem Dorfe ein städtisches Aussehen gibt. In der Mitte desselben ist ein schöner geräumiger Marktplatz, bei der Kirche eine schöne Linde. Die Zahl der Gebäude ist 257, darunter 185 zwei- und dreistöckige Hauptgebäude.

Das ältere Schloß, Hauptwohnsitz der Freiherrn vom Holz, ein sehr gut erhaltenes, im mittelalterlichen Style erbautes, großes, massives Gebäude mit Erkerthürmen. Die bedeutenden Wirthschaftsgelasse schließen einen weiten Hof ein, an welchen sich ein schön angelegter Garten mit Gewächshaus und einer schönen uralten Linde anschließt, die mit dem Schlosse weithin sichtbar ist. Vom Garten führt eine freundliche Sommerhalde in die vorgedachte Bucht des Schweizerthales, worin sich 8 Quellen zu einem hübschen Wasserfall vereinigen, der über 21′ hohe Sandsteinfelsen herabstürzt und im Schatten von Buchen ein Bassin bildet. Erwähnenswerth ist der hinter dem Schlosse befindliche Fischbrunnen, der unversiegbar das reinste Quellwasser darbietet. Diese Quellen werden fleißig zur Bewässerung der Wiesen benutzt und bilden zusammen den Schweizerbach (hier Mühlbach und Seebach genannt), der bei der Seemühle, unterhalb Lorch, in die Rems fällt. Von jenem ganzen Saume aus eröffnet sich eine schöne Aussicht auf Staufen, Rechberg und Stuifen, die hier aus dicken Tannenwäldern und Schluchten aufzutauchen scheinen, weil das dazwischen liegende Remsthal gar nicht sichtbar ist. Großartig ist die Fernsicht vom Schloß aus: von Bopfingen bis über Balingen und die ganze Bergkette der Alp entlang bis zum Schwarzwald. – Von geringerer Bedeutung ist das neuere Schloß, vom Volke das ältere genannt, weil für dasselbe, als es noch Wohnung des Beamten war, weniger verwendet worden. Dasselbe ist mit zwei viereckigen Eckthürmen versehen und bietet von diesen ebenfalls eine großartige Aussicht dar. Jüngst renovirt, dient es nun als Wohnsitz eines der Freiherrn vom Holz. Daneben steht die herrschaftliche Bierbrauerei.

Das schönste Gebäude ist die 1776 vollendete Kirche zum heiligen Stephan. Von der alten wurde nur der schöne Thurm benutzt; er hat eine schiefergedeckte Kuppel und 4 Glocken von herrlichem Tone. Diese große weite Kirche ist in modernem Styl errichtet und steht etwas erhaben im untern Theile des Ortes. Sie ist geräumig und hell und gewiß eine der schönsten Dorfkirchen. Die Baulast liegt dem Heiligen ob, der sie auch erbaut hat. Außer mehreren Grabsteinen mit den Familienwappen der Verwandten der Herrn vom Holz ist ein hohes Kreuz auf dem Altar beachtenswerth, welches

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_142.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)