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die 6350 fl. Kapital mit jährlichen 41 fl. 30 kr. und 85 Schfl. Haber, 3 Schfl. 3 Vrtl. Dinkel an Zinsen und Gülten, auch Antheil an den Zehnten in Halden, Oberhorgen und Liebenried besitzt, und von der Pfarrei einen Bauschilling von 20 fl. bezieht. Außerdem besteht an der Pfarrkirche die St. Katharinenkaplanei (Patron der Fürst von Waldburg-Wolfegg), gestiftet 1399 von den Brüdern Marquard Tölzer und Merk von Schellenberg, mit welcher 1694 die von Tölzer von Schellenberg 1420 gestiftete Marienpfründe vereinigt wurde. Von der Pfarrei und von der Kaplanei bezieht der Staat Vogtrechte, von jener im Geldbetrag von 80 fl. 55 kr., von dieser 5 Schfl. 7 Sri. 1 Vrl. Haber. Für den ganzen Pfarrsprengel besteht eine Schule mit 3 Lehrern in Kißlegg. Die Leistungen der Industrieschule verdienen alle Anerkennung.

Mit der Kirche durch einen bedeckten Gang verbunden ist das Gebäude des ehemaligen Frauenklosters zu Bethlehem, des dritten Franciskanerordens. Schon im 10. Jahrhundert (s. unten) soll sich hier, ohne eine bestimmte Regel anzunehmen, ein geistlicher Frauenverein gebildet haben, der jedoch 1426 die Regel des heil. Franciskus bei sich einführte. Die Frauen, deren Zahl bis auf 24 stieg, lebten theils von ihrer Handarbeit, theils von dem Ertrag einiger Güter und Grundgefälle. Die Klosterkirche wurde nach dem großen Brand 1548 neu gebaut. Im Jahr 1806 wurde das Kloster zwar aufgehoben, doch den Frauen der Aufenthalt im Kloster bis zu ihrem Absterben gestattet. Gegenwärtig (August 1840) befinden sich noch deren zwei am Leben. Die dem Staat gehörigen Klostergebäude mit dem dazu gehörigen Gasthaus und Ökonomiegebäude sind geräumig und solid gebaut; sie werden, wenigstens theilweise, gegen einen mäßigen Kaufpreis der Gemeinde zum Zweck einer Schule überlassen werden.

In Kißlegg befindet sich ein fürstlich Waldburg-Wolfegg’sches Hospital zum Heil. Geist, dessen Stiftung von Hans Ulrich von Schellenberg (1575) und seiner Ehefrau Anna, geb. von Weiler zu der Altenburg, herrührt. Diese erbauten (nach dem Stiftungsbrief vom 12. Septbr. des angeführten Jahrs) das Hospital mit einer Kirche, und dotirten ersteres mit einem Hofgut, einer Mühle (die Krummühle genannt), dem Zehnten zu Zaisenhofen, einigen Hellerzinsen u. s. w., damit arme, alte, preßhafte Leute aus ihren Dienst- und leibeigenen Leuten in Allem verpflegt, und ein im Hospital wohnender Geistlicher (der nachmalige Hospitalkaplan) unterhalten werden könnten. Auch Auswärtige sollten gegen ein Pfründgeld Aufnahme in der Anstalt finden. Die Aufsicht und Gerichtsbarkeit behielt er sich und seinen Erben bevor, die denn auch an die Fürsten von Waldburg-Wolfegg


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Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_259.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)