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alten Grafen des Argengaus gewesen seyn,[1] theils weil, sowie ihre alte Stammburg im Schussenthale den Namen der Grafenburg oder Ravensburg führte, so auch diese im Argenthale und Argengau gelegene Burg die neue Grafen- oder Ravensburg genannt worden seyn mag, theils und hauptsächlich, weil wir als Burgvögte oder Lehenträger von Neuravensburg die Diener (Ministri) der Welfen und ihrer Erben, der Hohenstaufen, finden. Der erste, der urkundlich nachgewiesen werden kann, ist ein Gebizo von Bienburg, Stifter des Klosters Weißenau im Jahr 1145, dessen Vater Hermann der Reiche und dessen Schwester Luitgart war, der sich auch selbst Gebizo von Ravensburg nannte, und im Jahr 1153 sich als einen Ministerial des Herzogs Welf bezeichnete (s. Stiftungsurkunde des Klosters Weißenau). Nach ihm erscheint Dieto von Eisteggen oder Aistegen (der Adelhaid, Markgräfin von Vohburg, die geschiedene Gemahlin Kaiser Friedrichs I. geehlicht hatte) als Dieto von Ravensburg im Jahr 1179, wie ihn auch die Zwiefalter Annalen nennen.[2] Von den späteren Lehen- oder Burgvögten von Neuravensburg finden wir als Hohenstaufensche Ministerialen im Jahr 1219 und 1220 Bernhard, 1240 Heinrich, einen Sohn oder Enkel des Dieto von Eisteggen, der sich auch von Löwenthal nannte (s. Oberamtsbeschreibung von Tettnang, S. 130), 1251 Ulrich und 1258 Heinrich.[3] Das unbeerbte Ableben dieses Heinrich[4] benützte der mächtige und kriegerische Abt Bertold von St. Gallen, dem die ganze Umgegend als altes St. Gallisches Stiftungsgut angehörte, und zog die Burg, mit Ausschließung der Verwandten des Heinrich als eröffnetes Lehen an sich, und übergab sie seinem Vasallen Rudolf, Edlen von Rorschach, als Burglehen,[5] Nach dem Tode des Abts Bertold (1271) wurden zwei Äbte, Ulrich von


  1. Wir folgen in dieser ältern Geschichte von Neuravensburg einer gütigst mitgetheilten Untersuchung des Herrn Domkapitulars von Vanotti.
  2. Sulgeri Annal. Zwief. T. I. p. 58. Vergl. Tschudi, Schweizerchronik I. S. 74.
  3. „Ob nun alle diese, die sich von Ravensburg schrieben, auch im Besitze von Neuravensburg waren, oder ob sie diesen Namen nicht als Ammanne (Ministri) der Hohenstaufen in der Stadt Ravensburg führten, dürfte bei Einigen zweifelhaft seyn.“ v. Vanotti.
  4. Er starb nach Tschudi 1260, jedenfalls vor 1270, da ihn eine Urkunde von 1271 Henricum de Ravensb. piae mem. nennt.
  5. Tschudi's Schweizerchronik I. S. 159: „1260 starb Heinrich von Nuwenravenspurg fry ohne Liberben. Er was Abt Berchtolden von St. Gallen Mumen Sune und was ouch sin Gottzhuß Dienstmann, denn er sin Schloß und Stettlin Ravensburg vom Gottzhuß St. Gallen zu Lehen hat, deßhalb die Burg und Stettlin dem Gottzhuß ledig heimfiel.... Nun hatt der von Ravensburg Blutzfründ, die vermeintend Erben zu sin, unterstunden sich des Guts zu unterwinden ... mußtend aber abstan –“
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Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_216.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)