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so daß diese schon im März 1643 ihrer Bestimmung wieder gegeben werden konnte.[1] Noch waren aber die Stadt, und namentlich das Kloster lange nicht aus ihren Trümmern erstanden, als im Spätherbst 1646 abermals eine wilde Schwedenrotte hereinbrach und sich nicht mit gänzlicher Ausplünderung begnügte, sondern auch gegen Leib und Leben der Einwohner wüthete. Der Abt Johannes mußte sich, nachdem der evang. Prediger M. Groß ihn einen Tag und eine Nacht in seinem Hause verborgen gehalten hatte, verkleidet zu einem Nebenthor hinausflüchten, um sein Leben zu retten.

Das verarmte Isny erholte sich von nun an nicht mehr, seine Bürgerzahl war von 650 auf ungefähr 250 herabgesunken. Mehrere der vermöglicheren Kaufleute und Gewerbsmänner hatten sich auswärts, in der Schweiz und anderswo, ansäßig gemacht. Um die ungeheuern Kriegsprästationen zu erschwingen (bis zum Jahr 1648 hatte es nur an Kontributionen, Quartier u. a. Kosten, ohne die schweren Reichsanlagen, 272.247 fl. zu bezahlen gehabt), mußte zur Aufnahme großer Kapitalien geschritten werden, die, verbunden mit nachtheiligen Gewerbsverhältnissen, keinen Wohlstand mehr aufkommen ließen. Brandunfälle wiederholten sich in den Jahren 1721, (wo der Blaserthurm gänzlich ausbrannte),[2] 1727, 1737, 1759. Mit Anfang des achtzehnten Jahrhunderts belaufen sich die städtischen Schulden auf 29.575 fl. 54 kr. Als aber im J. 1775 eine von dem Herz. v. Württ. ernannte Kreiskommission den Finanzzustand der Stadt untersuchte, ergaben sich an Kapital- und Zinsschulden, Kreis-, Steuer- und Kammerzieler- Rückständen 159.398 fl. 51 kr.

Ehe wir die letzte Katastrophe der Reichsstadt berühren, fassen wir die noch übrige Geschichte des Klosters in einer kurzen Übersicht zusammen. Ungeachtet Papst Leo X. schon im Jahr 1513 dem Abt Philippus die Pontifikalia (Abtsmütze, Ring und Stab) ertheilt hatte, blieb es doch fortwährend ein Mediatkloster unter der Gerichtsbarkeit der Truchsesse; daher auch, als das Kloster 1520 in die Reichsmatrikel gezogen wurde, Truchseß Wilhelm sowohl als das Kloster dagegen protestirten, und der erstere einen Proceß 1544 gegen den Reichsfiskal anhängig machte, der endlich 1591 dahin entschieden wurde, daß das Kloster aus der Reihe der zum Reiche steuerbaren Klöster wieder zu streichen sey. Inzwischen hatte aber das Kloster


  1. In jenen Zeiten der Drangsal erwarb sich besonders die noch jetzt blühende Familie Eberz (Bürgermeister Georg Eberz, dann Leonhard, Johannes und Abraham Eberz) durch die uneigennützigste Aufopferung ein ruhmvolles Gedächtniß. Dieses Geschlecht weist schon im 13ten Jahrhundert verdienstvolle Isnyer Rathsherren nach. Nach ihm war eines der ältesten und angesehensten das der Ritter von Hyrus.
  2. Die Brandstifterin, Maria Bechtlin aus dem Tyrol, wurde zum Feuertod verurtheilt.
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Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_207.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)