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worden; doch kam es nicht zur wirklichen Anwendung der Waffengewalt.[1]

Die eigentliche Jammerperiode kam für Isny, Stadt und Kloster, mit dem 30jährigen Krieg. Schon die Durchzüge der ligistischen und österreichischen Völker, noch ehe der Schauplatz der Feindseligkeiten selbst in diese Gegenden rückte, verursachten der Stadt bedeutende Kosten, die sich allein in den Jahren 1628–30 auf 66.314 fl. beliefen. Eines Tages aber, den 15. Sept. 1631, als eben eine kaiserliche Kompagnie ihre Quartiere in der Stadt verlassen hatte, brach in eines Beckers Wohnung Feuer aus, das mit so unaufhaltsamer Gewalt um sich griff, daß von 2 Uhr Nachmittags bis 1 Uhr Nachts 359 (nach andern 380) Gebäude ein Raub der Flammen wurden und nur 63 Gebäude, darunter der Hospital, übrig bleiben. Von der St. Nikolauspfarrkirche blieb nur der Chor mit der die Bibliothek enthaltenden Sakristei stehen; der sehr hohe und spitzige Glockenthurm stürzte zusammen. Eben so sanken die klösterlichen Gebäude, die Kirche mit ihren zwei Thürmen, und das Truchsessische Amthaus oder die Burg, in Schutt und Trümmer. Kaum fingen die Bürger an, ihre Wohnstätten wieder aufzurichten, als sich der Krieg mit allen seinen Gräueln heranwälzte. Die Schweden, diese vorgeblichen Beschützer des Glaubens, erschienen zuerst im Jahr 1632 und raubten den Abgebrannten den Rest ihrer Habseligkeiten, so dass sie den nachrückenden Österreichern und Bayern nur eine sehr geringe Nachlese übrig ließen. Eine pestartige Seuche, die schon 1611 und 1628 viele Opfer weggerafft hatte, brach im Jahr 1635 mit erneuerter Wuth aus, und fraß 2/3 der Bevölkerung; gleichwohl trieb in demselben Jahre der kaiserl. General von Ossa von der zertretenen Gemeinde eine Kontribution von 45.000 fl. ein. Mit einem Eifer, der dem patriotischen und religiösen Sinn der Isnyer Ehre macht, strengten alle Klassen der Bürger, selbst die Dienstboten nicht ausgenommen, ihre Kräfte an, vor allen Dingen zur Wiederherstellung der Kirche die nöthigen Kosten aufzubringen,


  1. Zum Beweis, wie unfreundlich sich auch bisweilen die Verhältnisse mit den Nachbarn gestalteten, mag folgender Vorfall dienen: Am Charfreitag 1617 wollte der evang. Pfarrer Porcelius den Siechen im Leprosenhaus zu Schweinenbach, das an die Bregenzer Herrschaft grenzte, das h. Abendmahl reichen, als er auf dem Wege dahin von 10 bewaffneten Bregenzer Bauern, den herrschaftl. Steurer an der Spitze, überfallen, der Patine, des Kelchs und der Kanne beraubt, und nach Bregenz abgeführt wurde. Erst nach drei Wochen gelang es den nachdrücklichsten Verwendungen der Isnyer, ihren Geistlichen aus gefänglicher Haft zu befreien. Der Zufall wollte, daß nach 29 Jahren, als Bregenz von den Schweden ausgeplündert wurde, der Kelch einem Soldaten in die Hände fiel, der gewissenhaft genug war, denselben seiner Eigenthümerin, der St. Leonhardipflege in Isny wieder zuzustellen.
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Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_206.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)