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die Ehre, eine der vier Mahlstätte des kaiserlichen Landgerichts auf Leutkircher Haide zu werden, indem Leutkirch dieser Eigenschaft verlustig gegangen war.

Weniger erfreulich gestaltete sich um diese Zeit die Geschichte des Klosters. In der Disciplin hatten große Unordnungen eingerissen, so daß der Abt Philipp, ein Edler von Stain, im Jahr 1502 in Gemeinschaft mit dem Truchseß Johann und dem Bischof Hugo von Konstanz eine Reformation vornahm, die ausgearteten Konventualen aus dem Kloster entfernte, nur einen Pater Senior und einen Konventbruder zurückbehielt und vier Religiosen aus Blaubeuren hieher berief. Um seine Ordensleute mehr von der Berührung mit den Laien abzuhalten, ließ er eine Ringmauer um das Kloster führen. So kam der Konvent allmählig wieder in Achtung. Der im Jahr 1505 verstorbene Truchseß Jakob setzte das Kloster zum Erben aller seiner fahrenden Habe in Gold und Silber ein.

Der Kirchenverbesserungseifer ergriff auch die Isnyer Bürger mit Macht, allein das erste Werkzeug, das in dieser Sache thätig war, erschien als ein sehr unwürdiges. An der Kirche zu St. Nikolaus stand ein Pfarrvikar aus Leutkirch, M. Wilhelm Steudlin, ein Mensch von ärgerlichen Sitten, was den Abt Philipp bestimmte, auf seine und seiner gleichgesinnten Cooperatoren Entfernung zu denken. Um dieser zuvorzukommen, predigte Steudlin mit zweien seiner Kapläne die neue Lehre, und das Volk, so verächtlich jener war, hing ihm an, so daß er es wagte, an Ostern 1525 in der Nikolaikirche das heil. Abendmahl unter beiderlei Gestalt zu reichen. Aber sey es, daß die Obrigkeit erkannte, daß dieser Mensch keineswegs für den Verkündiger eines gereinigten Christenthums zu achten sey, oder daß er, was wahrscheinlicher ist, im Einverständniß mit den zahlreichen empörten Bauernschaaren stand, welche das Kloster bedrohten – kurz, er wurde von der städtischen Obrigkeit verhaftet und starb im Gefängniß. Der Bauernaufstand hatte nämlich in dem genannten Jahr 1525 in dem Trauchburg’schen eine sehr drohende Gestalt angenommen (s. oben bei Rimpach, S. 179). An der Spitze stand ein Bauer aus dem benachbarten Holzleute, Johannes Vogt. Alles Eigenthum des Klosters außerhalb der Mauern fiel in ihre Hände und das Kloster selbst hatte einen Angriff zu besorgen, aber die Bürgerschaft verteidigte kräftig den bedrängten Konvent und besetzte die Mauern so zahlreich mit Bewaffneten, daß die Bauern um so weniger einen Angriff wagten, als der gefürchtete Bundeshauptmann Georg Truchseß gegen sie im Anzug war. Die Kirche blieb jedoch 16 Wochen lang geschlossen, der Abt und Konvent war wie im Gefängniß gehalten und die Glocken schwiegen. Endlich machte Truchseß Wilhelm dem Bauernkrieg in der Gegend von Isny


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Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_203.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)