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gar nicht statt. Mit der Bienenzucht befassen sich einzelne Bürger. – Die Güterpreise sind gegen vorige Jahre bedeutend gestiegen und scheinen sich zu halten. Der Boden gehört eben nicht zu dem besten, doch gedeiht Haber in sehr guter Qualität. Winterfrucht kommt in dieser schneereichen Gegend nicht gut fort. Der Mangel an Stallfütterung ist einer allgemeinen Besserung der Felder hinderlich. Der Gartenbau kann freilich bei diesen klimatischen Verhältnissen kein allgemeiner Kulturzweig seyn. Doch zeichnen sich einzelne Gartenanlagen durch feinere Gemüse- und Blumenzucht sehr vortheilhaft aus, unter welchen namentlich der schöne gräflich Quadtsche Schloßgarten, der Garten des Dr. Nick, der des Handelsgärtner Loher u. a. sehenswürdig sind. In dem Garten des letztgenannten geschickten Kunstgärtners vergißt man ganz, daß man sich 2400 Fuß über der Meeresfläche befindet. Die Obstkultur ist im Fortschreiten begriffen, so groß die natürlichen Schwierigkeiten sind, welche sich ihr entgegenstellen. Erwähnung verdient eine hier besonders beliebte und kultiviere Apfelgattung, die im Oberlande, namentlich in Lindau und Ravensburg, gewöhnlich nur unter dem Namen „Isner Apfel“ oder „Isner Fahrapfel“ bekannt ist. Es ist dieß der Fürstenapfel der Pomologen oder die deutsche Reinette, geschätzt wegen seiner vorzüglichen Haltbarkeit. Eine vielleicht eigenthümliche Birne besitzt Isny und seine Umgegend in der sogenannten Rothbirne, die in vielen Varietäten vorkommt, deren pomologischer Name aber nicht angegeben werden kann. Sie hat beinahe die Größe und Form der Knausbirne, ist sehr saftig und eignet sich besonders zum Dörren. Letzteres und das Brennen zu Branntwein ist die gewöhnliche Verwendungsart des Obstes, da das Bereiten von Obstmost eine kaum dem Namen nach bekannte Sache ist.

Der Gewerbsbetrieb ist lebhaft und steht höher als in jedem andern Ort des Oberamts und der Nachbarschaft, Ravensburg ausgenommen. Dabei sind freilich manche Gewerbe mit einer starken Konkurrenz beladen und daher arme Professionisten nicht selten; Kunstgewerbe im engern Sinn bestehen hier nicht. Apotheken sind 2, Buchdruckerei ist eine vorhanden. Die Fabrikwerke des Herrn Grafen von Quadt werden bei der Gemeinde Isny Vorstadt zur Sprache kommen. Die bedeutendsten Etablissements in Isny sind die des Kaufmanns Christoph Springer. Es besitzt derselbe 1) eine Fabrik von Seidezwirn und Nähseide, welche in der Regel 80 Weibspersonen beschäftigt. Die Seide wird roh – aber bereits von den Kokons abgewunden – bezogen und in einer hiefür eigens und höchst zweckmäßig eingerichteten Färberei in allen Farben gefärbt; 2) eine mechanische Baumwollenweberei, in


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Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_191.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)