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dem Hans von Werdenstein zu Neydegg mehrere Freiheiten in Beziehung auf diesen Schloßbesitz zugestanden. Namentlich sollte innerhalb der Schloßmauern den Werdenstein die niedere Gerichtsbarkeit, außer den Mauern aber die hohe und niedere sammt der forstlichen der Grafschaft Trauchburg zustehen. Fünf Jahre nachher kommt aber schon die Familie Reichlin-Meldegg als Besitzerin von Neydegg vor. In dem Calendarium des Urbars der Pfarrkirche zu Beuren ist zu dem 18. Mai notirt: Hoc die anno 1619 Nobilis ac strenuus Bernardus Reichlin a Meldegg et Velheim in Neydegg pie in Christo obiit. Diese Familie scheint übrigens ihren beständigen Wohnsitz nicht auf dem Schlosse gehabt zu haben. In den 1680er Jahren erkaufte ein gewisser Sutor, der anfänglich Trauchburger Oberamtmann gewesen, später aber in den geistlichen Stand getreten war, das Schlößchen mit dem dazu gehörigen Gute und dem Seehaldenhof sammt Fischenz, überließ es aber bald darauf (1685) der Gräfin Monika von Königsegg, Wittwe des Grafen Joh. Ernst von Trauchburg, wodurch dasselbe an das Waldburg’sche Haus kam.[1] Diese fromme Dame erbaute im Jahr 1713 die Kapelle und dotirte sie mit einem Meßfond von 500 fl. Der Pfarrer von Enkenhofen hat hier eine wöchentliche Messe und zwei Jahrtage zu halten. Die Baulast ruht auf der Rentamtskasse zu Trauchburg. Ein in die Seitenwand der Kapelle eingemauertes Denkmal erinnert an die Stifterin. Gräfin Monika hatte aus dem Schlosse mit den dazu gehörigen Gütern ein Fideikommiß für den jedesmaligen Inhaber von Kißlegg, Waldburg’schen Antheils, gemacht. Im Jahr 1780 aber wurde Neideck dem Grafen Fr. Anton von Waldburg-Zeil-Trauchburg gegen 10.000 fl. auf immer überlassen.

  • 8) Ober-Harprechts, Weiler am linken Argenufer mit 54 Einw., nebst a) Kreuzbühl, Weiler mit 17 Einw., und b) Semersteig, Weiler mit 30 Einw., Filialien von Christatzhofen. Ober-Harprechts hat eine Feldkapelle zur Privatandacht als Eigenthum der Bewohner des Weilers. Der Gemeinderath Schobloch in Ober-Harprechts zeichnet sich durch besondere Thätigkeit in der Obstkultur aus; er hat eine schöne Baumschule und treibt einen vortheilhaften Handel mit jungen Bäumen (s. oben).
  • 9) Ried, Weiler mit 42 Einw., Filial von Christatzhofen. Der zerstreute Weiler hat seinen Namen von dem großen Torfmoor, welches den südlichen und östlichen Theil seiner Markung bildet.
  • 10) Seehalden, Hof mit 7 Einw., zur Pfarrei und Markung Enkenhofen. S. oben Gem. Beuren am Ende, und Neideck.

  1. Darnach scheint die Angabe in den Württ. Jahrb. 1834. S. 227 berichtigt werden zu müssen, nach welcher die Gräfin das Schloß unmittelbar von den Reichlin erkauft hätte.
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Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_152.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)