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Pfarrkirche verehrt. Nicht minder steht das Gedächtniß seines Mitapostels, des h. Magnus, hier und in Niederwangen in großem Ansehen. – Früher bestanden in Wangen 10 Kaplaneien und Meßstiftungen, die größtentheils von Privaten aus dem 14–16. Jahrhundert herrührten. Die Pfründen waren: die Frühmeßpfründe, die Kaplanei zu U. L. Frauen, den hh. Nikolaus, Johannes, Leonhard, Sebastian, Ursus, Magnus, Jodocus und den 14 Nothhelfern. Allein der Ertrag dieser Stiftungen war unbedeutend und bestand meistens aus Grundgefällen. Die Verödung der Umgegend während des dreißigjährigen Kriegs, die hieraus entstandene Verminderung der Gefälle und der Mangel an Priestern waren die Ursachen, daß die Zahl dieser Kaplaneien auf 2 und eine Nachprädicatur (gestiftet im J. 1464) beschränkt und die Einkommenstheile mehrerer Pfründen mit einander vereinigt wurden. Damit aber die Seelsorge und die Meßstiftungen nicht vernachlässigt würden, berief man im Jahr 1640 einen Kapuziner-Konvent nach Wangen und erbaute ihm ein Kloster. S. u. Diesem wurde auch die Nachprädicatur übertragen. Die Verwandlung der zwei noch übrigen Kaplaneien in zwei Vikariate wurde oben erwähnt; ihre Einkünfte wurden theils zur Dotation der letztern, theils zur Aufbesserung der Stadtpfarrstelle verwendet.

In älteren Zeiten besaß die Pfarrei, außer einem Antheil am Zehnten, ein Widdum mit verschiedenen Güterstücken, zwei Waldungen und verschiedenen Zinsen und Gülten. Die näheren Nachweisungen darüber sind aber verloren gegangen. Den 21. März 1615 kam mit bischöfl. Konstanzischer Bewilligung zwischen dem Pfarrer Knorr und dem Magistrat ein Vertrag zu Stande, wonach der Pfarrer die Zehnten, Äcker, Wiesen, Waldungen, Zinsen und Gülten dem Magistrat gegen eine Geldbesoldung von 400 fl., eine Natural-Abgabe an Holz zur Genüge und die Übernahme der Baulast an allen pfarrlichen Gebäuden, Brunnen, Zäunen etc. überläßt. Dieser Vertrag wurde von jedem nachfolgenden Pfarrer, letztmals 1784, erneuert. Eine Redotation der Pfarrei kam den 23. Februar 1827 zu Stande, indem, wie oben bemerkt, ein Theil des Kaplanei-Einkommens mit derselben verbunden wurde.

Den Aufwand für kirchliche Zwecke, namentlich die Bau- und Unterhaltungskosten der Kirche und des Thurms, hat die Kirchenpflege zu bestreiten; deren Vermögen s. oben, sie hieß die St. Martinipflege und war in ihrem früheren Bestand für ihre Bestimmung unzulänglich. Daher hat der Stiftungsrath die Fonds der verschiedenen Bruderschafts- und Kapellenpflegen (Rosenkranz, St. Sebastian, gefangenen Jesus-Wallfahrt, St. Eulogius, St. Anna, Gottesacker- und St. Wolfgangs-Kapelle) zu einem gemeinschaftlichen Kirchenstiftungsfond vereinigt. Nur eine Bruderschaft,


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Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_128.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)