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unter die minder Vermöglichen einen sehr wohlthätigen Einfluß. Die Güllenbenützung ist längst eingeführt und wird mit Sorgfalt gehandhabt. Der Gartenbau genügt dem Bedürfniß. Fast jeder Hausbesitzer hat einen eigenen Gemüs- oder Baumgarten. Handelsgewächse werden nicht kultivirt. Obstbäume sind an allen Straßen, auch auf mehreren öffentlichen Plätzen gepflanzt und versprechen gutes Gedeihen; besonders werden in Gärten seit einigen Jahren sehr viele junge Bäume mit erwünschtem Erfolg gepflanzt. – Ein sehr bedeutender Nahrungszweig ist die Rindviehzucht, welche hier in hohem Flor steht. Über die Stärke des Viehstandes s. die Tabelle. Der Schlag gehört zu den vorzüglichsten der Gegend und ist besonders von schweizer und vorarlberger Händlern gesucht. Käsereien entstehen in neueren Zeiten mehrere in der Stadt; ob sie jedoch in vortheilhaftem Betrieb sich erhalten werden, müssen weitere Erfahrungen lehren. Die Pferdezucht dagegen ist hier nicht zu Hause; der Bedarf an Pferden wird meistens im Bayerischen gekauft.

Die Gewerbe beschränken sich, mit wenigen Ausnahmen, auf die Bedürfnisse des Ortes selbst und der Umgegend, zu welcher hauptsächlich auch die nahegelegenen und ehemals theilweise zu Wangen gehörig gewesenen Ortschaften der k. bayerischen Landgerichte Lindau und Weiler zu zählen sind. Der oben erwähnte Umstand, daß sehr viele Gewerbetreibende sich zugleich mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigen, ist allerdings geeignet, einen gewissen Wohlstand der mittleren Klasse zu begründen, ist aber einem höheren Aufschwung der Gewerbe bisher hinderlich gewesen, da mancher tüchtige und geschickte Handwerker, zumal wenn er einiges Vermögen besitzt, seine Profession dem Feldbau hintangesetzt hat. Eigentliche Kunstgewerbe bestehen nicht in Wangen. Fabrikmäßige Gewerbe sind:

1) Die Papierfabrik des Georg Anton Lott, in neueren Zeiten wesentlich verbessert, hat ihren Absatz in die Vereinsländer[ws 1], hauptsächlich nach Bayern; sie verfertigt, außer den gewöhnlichen Papiersorten, ein besonders starkes Papier von sehr großem Format (4′ Länge und 3′ Breite).

2) Die Pfannenfabrik des Joseph Anton Knöpfer in Burgelitz, mit welcher zugleich eine Eisenhandlung verbunden ist, verfertigt Pfannen aller Art, wie auch Kessel, beschäftigt 8 Arbeiter, und verschließt ihre Fabrikate in die Schweiz, ins Inland und die benachbarten Vereinsländer.

3) Die Hammerschmiede des Wilhelm Fischer aus Lindau und Georg Lingenhöl in Burgelitz bereitet Stahl nach englischer Art, der zu Prägmaschinen, Silberwalzen u. dgl. verarbeitet und für Waffen- und Zeugschmiede zugerichtet wird. Das Eisen wird


Anmerkungen [WS]

  1. Vereinsländer, Vereinsstaaten: Die Staaten des Deutschen Zollvereins.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_123.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)