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gemächlicher, wenn diese abgethan sind. Im Ganzen haushälterisch liebt er doch bei festlichen Gelegenheiten, etwas aufgehen zu lassen und seine Wohlhabenheit an den Tag zu legen. Veranlassung hiezu bieten die zahlreichen großen Hochzeiten und sogenannten Hochzeitsschenken, worüber das Nähere in der Beschreibung des Oberamts Ravensburg S. 29 nachzusehen ist. Zu den häuslichen Festen, welche Küche und Keller am meisten in Anspruch nehmen, gehört die in diesem Bezirk besonders übliche sogenannte Flegelhenke, welche der Bauer mit seinen Hausgenossen feiert, wenn alle eingeernteten Früchte ausgedroschen sind und die Dreschflegel bis zum nächsten Jahre aufgehängt werden. Sehr beliebte öffentliche Lustbarkeiten sind das Kegelscheiben und Scheibenschießen. Der uralte, aus vorchristlichen Zeiten sich herschreibende Gebrauch der Feuertänze der Jugend am St. Johannistag, (24. Juni) und am sogenannten Funkensonntag oder den Sonntag nach Aschermittwoch, der bis in die neueste Zeit selbst in der Stadt Wangen fortlebte, hat zwar der nüchternen Aufklärung unserer Tage weichen müssen, ist jedoch auf dem Lande noch nicht gänzlich zur Antiquität geworden. Erwähnung verdient wohl auch, daß Geschick und Neigung zu scenischen Darstellungen hier nicht minder als anderwärts in Oberschwaben, und zwar auf dem Lande bisweilen eben so sehr als in der Oberamtsstadt unter dem Volke lebt. – Die Kleidung beider Geschlechter kommt in der Hauptsache mit der oberschwäbischen Tracht überein. Man erkennt die wohlhabende Bauernfamilie leicht an den solideren und feineren Stoffen, in welche sich besonders das weibliche Geschlecht zu kleiden liebt. Gewöhnlich umgibt eine silberne, oft ziemlich schwere Kette das feine Wamms, und den Kopf ziert eine schwarze Chenille-Haube, welche in langen Radien ausstrahlt und eine gut gewachsene Figur sehr schön kleidet. Die Bürgersfrauen und Mädchen in der Stadt tragen diese sogenannten Radhauben von Silber oder Gold. Häufig trifft man aber auch – besonders an Festtagen – ganz in Seide gekleidete Bauernweiber und Mädchen. Im Ganzen will man


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Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 057. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_047.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)