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Das Klostergebiet hatte zwar in Folge von Kriegsdrangsalen einige Einbuße erlitten, namentlich mußte, wie schon in der Beschreibung des Oberamts Saulgau bemerkt ist, 1677 Laubbach veräußert werden. Dagegen machte das Kloster später wieder andere Erwerbungen. Das Gebiet des Klosters, wie es zur Zeit seiner Auflösung war, umfaßte die Dörfer Schussenried, Michelwinnenden, Otterswang, Reichenbach, Stafflangen, Winterstettendorf und Allmannsweiler, Oberamts Saulgau, mit den dazu gehörigen Weilern und Höfen und einer Bevölkerung von 3200 Einw.; ferner viele Patronats-Rechte und einzelne Lehengüter und Gefälle, besonders auch Rebgüter am Bodensee. Die reinen Einkünfte wurden, wohl zu gering, zu 40.000 fl., angeschlagen. Das Klostergebiet war ein reichsunmittelbares Gebiet und Abt und Convent übten darin alle Rechte eines Landesherrn aus. Die innere Einrichtung und Verfassung des Klosters waren die gleichen wie bei andern Klöstern von derselben Regel. Die Zahl der Mönche war in der letzten Zeit 40 bis 42. In dem Kloster befand sich eine höhere Lehranstalt, verbunden mit einer Klosterschule für Anfänger, welche immer gut bestellt und zahlreich besucht war. In ihr erhielt der berühmte Tonkünstler Conradin Kreuzer, gebürtig aus der Thalmühle bei Mößkirch, seine erste Bildung. Die Verwaltung wurde unter dem Abt und Convent von den Hausgeistlichen und einem Klosteramt besorgt, das aus dem Oberamtmann als Vorstand, einem Kanzleidirektor, Amtmann und Sekretär bestand. Die Steuern flossen in die Landschaftskasse und wurden auf gleiche Weise, wie in den andern Herrschaften, umgelegt. Mit dem Schutz gegen Außen waren von K. Karl IV. 1376 die Reichsstädte Ravensburg, Überlingen, Biberach und Memmingen beauftragt worden, später wählte sich das Kloster auch noch andere Schutzherren, von 1611 an aber, bis wohin die von Waldburg die Schirmvögte waren, blieb es ohne besondere Schutzherren. Im Laufe der Zeit hatte das Kloster mancherlei Schicksale zu bestehen. Außer der obenerwähnten harten Anfechtung, welche es schon bei seinem


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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_194.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)