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zu Stande, wodurch die Güter im Thurgau – Rickenbach, Hertis und Weildorf, sowie Niffra den von Wartenberg blieben, diese dagegen Schussenried und die umliegenden Güter dem Kloster überließen, dafür aber auch für Mitstifter des Klosters gelten sollten.

In Schussenried saßen noch zwei Ritter von niederem Adel, ohne Zweifel Dienstleute der Herren v. Schussenried. Eine kleine Burg derselben stand an dem Sägeweiher in dem sogen. Veitsgarten. Nachdem auch diese ihre Güter dem Kloster überlassen hatten, ließ der Propst Conrad die Hauptburg und jene Nebenburg niederreißen, und ein neues Kloster mit Kirche erbauen, dem er den Namen Soreth, Sorethum, beilegte. Neue Stiftungen beförderten das Wachsthum des Klosters: Die Familien v. Winterstetten, v. Waldburg, v. Essendorf, v. Winnenden, v. Stuben, v. Molpertshaus u. a. wetteiferten in frommen Schenkungen, und bald wurde das Stiftungsgut aus eigenen Mitteln noch bedeutend vermehrt, wie eine lange Reihe von Käufen, worauf wir bei den einzelnen Orten kommen werden, beweist. Papst Innocenz III. bestätigte das Kloster und dessen Rechte und Güter durch Bulle vom J. 1215; seine Nachfolger thaten desgleichen.

König Heinrich, der Sohn Friedrichs, nahm es 1227 in des Kaisers und des Reichs unmittelbaren Schutz und ertheilte ihm das Recht, sich in des Reichs Forsten zu beholzen. Eine Reihe Urkunden von den nachfolgenden Kaisern bestätigte die Freiheiten und Gerechtsame des Klosters, und vermehrte sie mit neuen, namentlich wurde es mit seinen Unterthanen 1487 von K. Friedrich III. von den Land- und andern Gerichten befreit, und K. Maximilian I. verlieh ihm 1512 den Blutbann in allen den Orten, wo es die niedere Gerichtsbarkeit hatte. Bisher bloß Propstei, wurde dem Propst Rauber und seinen Nachfolgern 1440 durch eine vom Papst Eugen IV. gut geheißene Verfügung des Ordensgenerals die Abtswürde verliehen, und es trat nun das Kloster bald auch in die Reihe der Reichs-Abteien mit Sitz und Stimme auf den Kreis- und Reichstagen ein.


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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_193.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)