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Schussenried zu nehmen sey, ist schon S. 71 bezweifelt worden. Zwar wird in der Urkunde vom Jahr 1153, wodurch K. Friedrich I. das Kloster Weingarten in seinen Besitzungen bestätigt, unter diesen auch „Scuzzin“ mit der Kirche und Zugehör genannt: aber es bleibt auch hier zweifelhaft, ob damit Schussenried gemeint sey.[1] Es gab ein Kloster Weingartisches „Amt Schussen“, das an der Schussen bei Weingarten lag. Der Ort und seine Umgebung gehörten ehemals den Herren v. Schussenried – Scuzzenriet. – Zwei Brüder, die letzten Sprossen ihres Geschlechts, Beringer und Conrad von Sch., stifteten das Prämonstratenser-Kloster, die nachherige Reichsabtei Schussenried. Der Probst zu Weissenau, Ulrich v. Tanne, schickte 1183 einige Ordensgeistliche mit einem Vorsteher, Friedrich I., Propst, dahin, und die Stifter übergaben ihnen in feierlicher Versammlung auf dem Altar der Kirche ihr sehr festes Schloß, auf dem Platze, wo jetzt noch ein Theil des alten Klosters steht, und die dazu gehörigen Güter, die Pfarrkirche zum h. Magnus, 2 Mühlen, Güter zu Olzreute, Ameisweiler (d. z. Enzisweiler), Hopfenbach, Kürnbach und Laupach mit der Capelle, sodann Rickenbach im Thurgau mit Zugehör und Niffra bei Heiligenberg. Kaiser Friedrich I. bestätigte noch in demselben Jahre 1183 die Stiftung. Die beiden Stifter, Beringer und Conrad, gingen selbst in das Kloster, jener starb darin 1188, dieser 1191. Kaum aber waren sie todt, so wurde das Kloster von Conrad von Wartenberg, ihrer Schwester Mann, der die Klostergüter für sein rechtmäßiges Erbe erklärte, überfallen und mit Verjagung der Mönche verheert. Unter Vermittlung des Bischofs Diethelm von Constanz kam 1205 ein Vergleich


  1. In der Urkunde steht mit andern als Zeuge Conrad von Schussenried, nicht C. v. Schussen. Übrigens kommt die Besitzung Scuzzin in keiner andern Bestätigungs-Urkunde, weder vorher noch nachher, vor, und der klösterliche Archivar selber macht zu der obigen Urkunde die Bemerkung, daß man von mancher der genannten Besitzungen nicht wisse, wo sie gelegen sey.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_192.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)