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ein in seiner Art eben so schöner und großer Keller. Die Kirche ist ein altes, vielfach verändertes Gebäude, mit lästigen Säulen und mit Goldverzierungen und Malereien ganz überladen. Zwei Altäre sind mit den heiligen, reichlich geschmückten Leibern der Märtyrer St. Vincenz und St. Valentin versehen, und über dem Hochaltar befindet sich ein schönes, noch ziemlich gut erhaltenes Ölgemälde von Marquart, die Krönung Mariä vorstellend. Das in einiger Entfernung stehende Capitelhaus war ehemals Wallfahrtskirche. Weiter östlich liegt der Begräbnißplatz mit der 1618 gebauten St. Martins-Capelle. Der Ort hat eine Schule, woran sämmtliche Filialorte Theil haben, drei Mahlmühlen, wovon eine innerhalb der Klostermauern steht, eine Säge-, Öl- und Lohmühle, eine bedeutende Hammerschmiede, eine Ziegelhütte, 2 Schildwirthschaften und 2 Handlungshäuser, sodann innerhalb der Klostermauern eine wohleingerichtete gutsherrschaftliche Brauerei, die verpachtet ist. Außerdem nähren sich die Einwohner neben Ackerbau und Viehzucht von den gewöhnlichen Gewerben. Die den Ort durchkreuzenden Straßen nach Waldsee, Memmingen, Ravensburg, Saulgau, Biberach, Riedlingen, Buchau und Altshausen machen denselben sehr belebt. In die Kirche sind sämmtliche Gemeindeorte, mit Ausnahme von Steinhausen und Schienenhof, eingepfarrt. Neben dem Pfarrer sind zwei Caplane an derselben angestellt. Der Ort hat eine Leprosenpflege mit einem Krankenhaus für die Angehörigen der vormaligen Landschaft Schussenried; ferner 3 Stiftungen: 1) die Johann Herzog’sche, mit einem Capitalfond von 1425 fl., zum Zwecke der Unterstützung armer, kranker oder sonst verunglückter Personen und armer Handwerks-Lehrlinge; 2) die Franziska Albensteiger’sche und 3) die Jacobea Waldraff’sche Meßstiftungen mit ganz unbedeutenden Fonds.

Schussenried ist schon sehr alt. Nach der Schussenrieder Kloster-Chronik soll die Pfarrei schon im Jahr 700 dem Capitel Saulgau einverleibt worden seyn. Ob der Ort „Scuzna“, dessen in einer Urkunde vom Jahr 774 gedacht ist, für


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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_191.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)