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253 Einw., C. A. Waldsee, F. A. Ochsenhausen. Den großen und kleinen Zehenten bezieht der Graf Erbach-W.-Roth. Patron ist derselbe. Die Grundlasten von dem ganzen Gemeindebezirk betragen 1178 fl. in Geld und 1740 fl. in Natural-Abgaben, wovon der Fürst 3/4, das Übrige die Armen-Verwaltung Waldsee und der Fürst Salm-Dyck, kleinere Theile auch der Graf Erbach-W.-Roth, die Kirchenpflegen Molpertshaus und Heidgau u. a. beziehen. H. besteht einschließlich der Brandhöfe, die sonst immer dazu gerechnet wurden, aus 28 fürstl. Lehen- und 15 fürstl. Söldgütern, einem Lehengut der Herrschaft Roth, einem der Herrschaft Baindt und einem der Kirchenfabrik Heidgau. Der ganze Gemeindebezirk gehört in die Pfarrei Heisterkirch und in die Schule zu Heidgau, mit Ausnahme von Zwings. H. liegt am Fuße des zwischen Heisterkirch und H. liegenden Bergs, dessen Höhe 2358 P. Fuß über dem Meere beträgt, an der Spitze des großen Wurzacher Rieds. Nicht weit davon entspringt eine Quelle der Aitrach, „der Ursprung“ genannt. Die Felder sind ergiebig. H. gehört mit seinen Parzellen zur Grafschaft Wolfegg und bildete in derselben das Gericht Heidgau. Es hat eine eigene Kirche, ein Schulhaus und eine Schildwirthschaft. Die Baulast an der 1710 erbauten Kirche hat der Graf Erbach-W.-Roth, soweit die Kirchenfabrik nicht zureicht. In der Kirche werden alle pfarrlichen Gottesdienste gehalten. Es ist damit von alten Zeiten her eine Caplanei verbunden, die aber unbesetzt ist, und durch einen Vikar von Heisterkirch versehen wird. Die Gemeinde sucht gegenwärtig eine eigene Pfarrei zu erhalten. Auch hier hat die Gemeinde kein eigenes Gemeinde-Vermögen, letzteres ist gleichfalls im Besitze einzelner Gemeindeberechtigten, der sogenannten „Gemeinder“; dagegen hat die Gemeinde Antheil an dem Wolfegg’schen Armen- und Schulfond. H. gehört zu denjenigen Orten, welche sehr frühe hervortreten; schon am 30. Oktober 797 schenkt ein gewisser Pebo dem Kloster St. Gallen seine Güter zu Heidauge und Essindorf, ebenso kommt Heidcauwe in der schon früher angeführten Urkunde der Grafen Wago und Chadaloch von 805


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_152.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)