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die allodiale Herrschaft Eberhardszell in der Grafschaft Waldsee. Eberhardszell, früher auch Eberzell, Zell, Mariazell genannt, liegt in einem angenehmen schmalen und fruchtbaren Thale, am Fuße von Heinrichsburg, an der Vicinalstraße nach Ochsenhausen. Es ist weitläufig gebaut und wird von der Umlach und der Osterhofer Aach, auch Fischenz genannt, bewässert. Es hat eine Kirche, ein Pfarr- und Caplaneihaus mit den erforderlichen Ökonomie-Gebäuden, sehr massiv und schön gebaut und in einem großen geschlossenen Hof vereinigt, und ein Schulhaus, eine Schildwirthschaft nebst Brauerei, eine Papierfabrik und eine Mahlmühle an der Umlach, hier Mühlbach genannt, eine Sägemühle an der Fischenz, eine Ziegelhütte, eine Bleiche. Die Baulast an Kirche und Pfarrgebäuden hat die Zehentherrschaft. An der Kirche stehen ein Pfarrer und ein Caplan. Der Kirchensatz wurde mit der Herrschaft Eberhardszell in dem bei Waldsee angeführten Kaufbrief 1331 von den Herren v. Waldsee an die Herzoge Albrecht und Otto v. Österreich verkauft. 1456 wurde er von dem Herzog Albrecht II. gegen Haltung eines ewigen Jahrtags dem Kloster Schussenried mit allen Zugehörungen, Zehenten, Widdum, Falllehen, Waldungen und sonstigen Gefällen geschenkt, worauf die Pfarrei 1457 dem Kloster einverleibt wurde, mit dem sie 1803 an Sternberg überging. Wann die Caplanei errichtet wurde, ist unbekannt, doch bestand sie schon im Jahr 1459, indem dieselbe in diesem Jahr zufolge eines Vertrags zwischen dem Abt Conrad von Schussenried und dem Besitzer von Eberhardszell, Berchtold von Stein, dem Kloster ebenfalls einverleibt und von da an gleichfalls mit Conventualen desselben besetzt wurde. E. und mit dem Pfarrdorf die ganze Herrschaft gehörte in frühester Zeit den Herren v. Waldsee, und wurde von denselben 1331 – wie vorhin bemerkt – an die Herzoge Albrecht und Otto v. Österreich mit ihren übrigen Besitzungen verkauft. Von diesen wurde sie – gleiches Schicksal mit den übrigen Besitzungen theilend – bald verpfändet und kam dadurch in verschiedene Hände. Zuerst scheint sie, wie Waldsee, an die Truchseßen von Waldburg verpfändet


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_144.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)