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hat, und aus welcher Studirende jährlich 110 fl., Handwerks-Lehrlinge 25 fl. und Mädchen zu Erlernung weiblicher Arbeiten 10 fl. erhalten. Erstere und letztere Stiftung steht unter der Aufsicht eines fürstlichen Administrationsraths und unter der Oberaufsicht der Kreis-Regierung, der Armen- und Schulfond aber wird von dem Stiftungsrath in Wolfegg unter der Aufsicht des gemeinschaftlichen Oberamts verwaltet.

Die Gemeinde-Verwaltung ist auch hier bei dem Bestehen von Real-Gemeinde-Gerechtigkeiten sehr einfach und die öffentlichen Bedürfnisse müssen durch Umlagen gedeckt werden. Das Klima in der ganzen Gemeinde ist schon rauh, der Boden meist mittelmaßig und gering. Neben Ackerbau und Viehzucht werden auch die gewöhnlichen Gewerbe und von dem weiblichen Theile der Bevölkerung Mousselinstickerei getrieben. Neben dem Schloßgarten befindet sich ein fürstlicher Hopfengarten. Sein Brunnenwasser erhält Wolfegg durch ein Druckwerk aus dem östlichen Thälchen.

Die jetzige Gemeinde Wolfegg bildete früher „das Gericht Wolfegg“. Über die frühere Geschichte von Wolfegg und den Wechsel der Besitzer fehlen uns die Urkunden ganz; wir finden bloß in einer Urkunde des Klosters Weissenau, daß vor dem Ende des 12ten Jahrhunderts Adelheid v. Wolfegg nach dem Tod ihres Gatten Burkhard v. Wolfegg und nach Ermordung ihres Sohnes dem Kloster die Mühle unterhalb des Schlosses Wolfegg, in welcher wir entweder die Herrenmühle in Höll oder die Schachenmühle vermuthen, schenkt. Zu derselben Zeit, und wahrscheinlich in Ermanglung näherer Erben von Burkhard und Adelheid von Wolfegg, scheint die Herrschaft an Mangold von Otterswang gekommen zu seyn. Durch dessen einzige Tochter, welche an einen Grafen von Aichelberg verheirathet war, kam sie an die Grafen von Aichelberg, von diesen an die Grafen v. Neuffen und sofort 1338 durch Heirath der Erbtochter Clara von Neuffen an den Truchseßen Hans von Waldburg, unter dessen Nachkommen sie bei der Theilung im Jahr 1429 das Erbtheil einer eigenen Linie, der Waldburg-Wolfeggischen Linie, wurde, s. o. Im J. 1489


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_120.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)