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zwar nicht reich an alten Dokumenten, das älteste ist v. J. 1318, aber desto musterhafter geordnet ist.

Neben dem Schloß beginnt der 51/8 Morgen große Hofgarten mit schönen Anlagen, einem bedeutenden Gewächshause, einer Orangerie und schönen Obstpflanzungen, darunter auch Apricosen, Pfirsiche, und eine schöne Schießstätte etc. Außerhalb des Schloßhofraums befinden sich noch mehrere fürstliche Beamtenwohnungen, eine große fürstliche Schießstätte mit 6 Ständen und eben so vielen abgesonderten niedlichen Schießhäuschen mit einem freundlichen Schützenzimmer und Ladhaus, die fürstl. Tafernwirthschaft mit der Post und die fürstliche Schützenwirthschaft mit einer Ellenwaaren- und Spezereihandlung. Der ganze Ort besteht aus fürstlichen Gebäuden.

Die Pfarrkirche ist die Kirche des vormaligen Collegiatstifts Wolfegg, welche 1733 sehr geschmackvoll neu aufgebaut und zur Pfarrkirche bestimmt wurde. In derselben befindet sich auch die Gruft der fürstl. Waldburg-Wolfeggischen Linie. Die alte Pfarrkirche steht in dem Weiler Pfarr und wurde noch neben der obigen bis zur Auflösung des Stifts 1806 gebraucht. An der Pfarrkirche ist ein Pfarrer und ein Kaplan angestellt, In die Pfarrei gehören außer Wolfegg noch 21 Parzellen der Gemeinde, sowie der Ort Grund, Oberamts Ravensburg. Sämmtliche Pfarrorte haben ihre Schule zu Wolfegg, wo sich auch eine Industrie- und eine Zeichenschule befindet.

Das Collegiatstift wurde von dem Grafen Johann v. Sonnenberg gestiftet. Er hatte bei seinem siegreichen Zweikampfe, den er 1487 auf einem Heerzuge gegen die Republik Venedig unter dem Erzherzog Sigmund v. Österreich, Namens des Heers, mit dem Venetianer Antonio v. St. Severino bestand, die Stiftung eines Klosters gelobt, und löste dieses Gelübde 1500 durch die Stiftung eines Franziskaner-Klosters zu W., das 1519 von dem Truchseßen Georg III. in ein Collegium mit 1 Propst, 9 Weltpriestern, 4 Schuler und 1 Schulmeister verwandelt, und den 29sten August von Bischof Hugo von Constanz bestätigt wurde. Seine Dotation erhielt es aus den Einkünften der


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_118.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)