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Hohenberg, bald darauf der Herzog Leopold an Eberhard von Lupfen, Landgraf v. Stühlingen; 1375 löste sich die Stadt selber wieder aus, und erhielt dafür verschiedene Vergünstigungen und die bündigste Versicherung, nie wieder verpfändet zu werden. Aber schon 1386 wurde sie an den Truchseßen Hanns von Waldburg und seine Gemahlin, eine geborne Gräfin von Cilly, gegen Güter der letztern in Österreich zu lebenslänglicher Nutznießung, nachher aber, namentlich durch den großen Pfandbrief vom J. 1406 dem Truchseßischen Hause mit andern Herrschaften und Gütern als Pfandschaft überlassen. Im J. 1454 wurde diese Pfandschaft von Herzog Sigmund in eine Manns-Inhabung verwandelt, und in dieser Eigenschaft blieb denn auch die Herrschaft Waldsee mit Winterstetten fortwährend in dem Besitze des Waldburgischen Hauses, nur mußte es in dem Vertrage von 1680, der endlich den vielen Verdrießlichkeiten des Hauses wegen der Pfandschaften ein Ende machte, die Stadt Waldsee mit den andern Donaustädten an das Österreichische Haus zurückgeben, woher es dann auch kam, daß Schloß und Stadt Waldsee zwei Herren hatten. S. Beschreibung des Oberamts Saulgau S. 12.

Sehr verdrießlich waren die vielen Verpfändungen und der damit verbundene Wechsel der Herrschaften für die Unterthanen; sie wurden insbesondere von den Bürgern der Stadt Waldsee nur mit großem Unwillen ertragen. Sie widersetzten sich gleich der ersten Verpfändung mit gewaffneter Hand, griffen den Truchseßen Hanns in seinem Schlosse an und zerstörten einige Nebengebäude. Der Truchseß dagegen erzwang sich den Eingang in die Stadt und eine Kommission von Schiedsrichtern verurteilte sie 1392, diejenigen Mitbürger, welche als Rädelsführer bezeichnet waren, an den Truchseßen auszuliefern, welcher sofort 4 enthaupten ließ, und 6 andere verbannte. Ein zweiter Aufstand endigte 1415 durch einen Vergleich, „der böse Brief“ genannt, worin die Stadt sehr lästige Bedingungen gegen den Pfandherrn eingehen mußte, und der die Quelle von vielen neuen Zwistigkeiten war, bis endlich der Truchseß Georg (Bauernjörg) ihn aus Dankbarkeit für den Schutz,


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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 094. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_094.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)