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Königliche Kameralamt hat nur 50 fl. 33 kr. Geldgefälle zu beziehen.

Die hohe Jagd besitzt der Fürst von Waldburg-Wolfegg-Waldsee, die niedere theilt die Stadt mit demselben.

Ihren Namen hat die Stadt vermuthlich von den Wäldern, die ihre Markung von allen Seiten begrenzen, und von dem See, von dem sie zur Hälfte umgeben ist, siehe Seite 18. In ältern Urkunden findet man sie häufig Walse, auch Wallechse, Wallachsee, Wallasee, geschrieben.[1] Die Stadt liegt an der Hauptstraße in die Schweiz in der Vertiefung einer hohen Gegend, auf 3 Seiten von Hügeln eingeschlossen und nur auf der Abendseite gegen Steinach offen. Sie ist mit Mauern und, soweit sie der See nicht umschließt, mit Gräben umgeben, und hat 4 Thore und mehrere Thürme, von welchen der am Ravensburger-Thor im Jahr 1832 abgebrochen wurde, ein anderer aber am Biberacher-Thor gegenwärtig abgebrochen wird, um den Straßenzug zu verbessern. Die Stadt ist durchaus mit Gerölle gepflastert, und hat übrigens nur eine, zum Theil sehr beengte Hauptstraße. Die Häuser an dieser Straße sind meist von Stein und haben ein nicht ungefälliges Äußeres; im Übrigen hat die Stadt ein sehr alterthümliches Aussehen. Unter den öffentlichen Gebäuden sind folgende merkwürdig:

Das vormalige Chorstift mit der Stadtpfarrkirche, das aber durch den Abbruch des Propstei-Gebäudes, den Einbau des herrschaftlichen Fruchtkastens und mehrerer Privatwohnungen


  1. Auf diese ältere Schreibart gründet der Herr Dom-Capitular Dr. Vannotti die Vermuthung, daß der Name von Walch oder Wallen herkomme, und gleich dem Wallensee und Wallenstadt in der Schweiz einen Ort bedeute, an welchem sich Fremde niedergelassen haben. Wal, Wall, Walch, oder wie man später schrieb, Wälsch bedeutet so viel als fremd, ausländisch. Daß diese Fremden aber, wie an dem Wallensee, Römer waren, wird theils durch Sagen von dem Alter des Schlosses Waldsee, vermuthlich ursprünglich eines römischen Wartthurms an der Straße vom Bodensee an die Donau, theils durch die hier aufgefundenen römischen Münzen wahrscheinlich.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 082. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_082.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)