Seite:Oberamt Waldsee 065.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kriegslasten, Militär-Ausgleichung und Verabsäumung der Umlagen zu gelegener Zeit. Die meisten Schulden hat die Oberamtsstadt; sie würden jedoch bei weitem niederer stehen, wenn nicht seit mehreren Jahren die städtischen Einkünfte zu höchst dringenden Bauwesen hätten verwendet werden müssen. Nach ihr kommen die Gemeinden Reute mit 14.562 fl.; Michelwinnenden mit 11.055 fl; Bergatreute 9.112 fl. und Eberhardszell 6225 fl.; Heisterkirch 6235 fl., bei welchen auch vorzüglich die angeführten Ursachen zu suchen sind. Keine Schulden haben die Gemeinden Aulendorf, Hummertsried, Ingoldingen, Thannhausen, Unter-Schwarzach und Winterstettenstadt.

Noch befriedigender könnte gewiß der Zustand genannt werden, wenn nicht ein großer Theil der Orts-Vorsteher ihre Stellen nur mit Zwang und Drang versehen und solche nicht selten schon nach 2 oder 3 Jahren abtreten würden; ein Nachtheil, der sich selbst durch das Verdoppeln der Gehalte nicht einmal würde verbessern lassen. Daher auch theilweise jene Kraftlosigkeit, die so schwer zu einem selbstständigen und festen Entschluß kommt, die sich immer hinter höhere Befehle stecken möchte, um sich für den Fall des baldigen Rückzugs vor Vorwürfen zu bewahren, und die daher eine stete Belästigung der Oberamts-Behörden, welche mehr als billig die Stelle der Orts-Vorsteher vertreten müssen, zur Folge hat.

Als tüchtige Orts-Vorsteher zeichnen sich unter andern aus: der Stadtschultheiß Sailer zu Waldsee und die Schultheißen Knecht zu Aulendorf, Nold zu Bergatreute, Lemmle zu Winterstettenstadt und Giray zu Wolfegg, sowie der Schultheiß, Kanzleirath Gebel zu Schussenried, sofort die Gemeindepfleger Forderer zu Ziegelbach und Angel zu Schussenried, welche alle der Gemeinde – und zugleich der Stiftungs-Verwaltung besondere Aufmerksamkeit schenken.

Steuer-Rückstände zur Oberamtspflege gibt es gar keine, und nur in 7 Gemeinden die ganz unbedeutende Summe von 994 fl. Rückständen von Steuer-Contribuenten an die Gemeindepflegen.

Die Einkünfte der Gemeinden betragen im Ganzen 17.818 fl., die Ausgaben 36.122 fl. und eine Summe von 19.114 fl. muß durch Umlagen gedeckt werden.


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 065. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_065.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)