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von 50 fl., Zinse, Gülten und Zehnten, und die niedere Jagd. Der Ertrag des Guts ist in der Matrikel zu 4000 fl. angegeben. Das Gut war vormals reichsritterschaftlich und gehörte zum Kanton Donau, es hatte die niedere und innerhalb des Schloßbezirks auch die hohe Gerichtsbarkeit, so wie noch jetzt das Patronatrecht. Die hohe Gerichtsbarkeit war ausserdem bei Ulm. Als Grundherr von Bechlingen besitzt der Freiherr v. Süßkind zu Augsburg 250 M. Wald zu Ober-Stotzingen.

Die Lage des Orts gewährt eine ausnehmend schöne Aussicht über das Donauthal, die Städte Günzburg, Lauingen, Dillingen. Bei trockener Witterung entsteht zuweilen Wassermangel im Ort; es befindet sich aber 800 Schritte vom Ort eine nie versiegende Brunnquelle, „der Schwarzbaurenbrunnen“ genannt. Der Ort hat ein gutsherrl. Schloß mit einem großen Garten, Kirche, Schulhaus und ein Armenhaus, eine Schildwirthschaft und Brauerei, und eine 1833 errichtete Ziegelhütte. Die Kirche, zum h. Martin, ist mit einem sehr alten Thurme, woran sich die Jahrzahl 1082 befindet, versehen, dessen oberer Theil aber 1823 auf Kosten der Zehntherren erneuert wurde, welche bei Unvermögenheit der Heiligenpflege die Baulast der Kirche haben, und ebenso auch die des Pfarrhauses, das 1761 neu gebaut worden ist. Bis 1811 waren 3 Familien in O.St., und bis 1812 die Einw. von Stetten Filialisten der Kirche. An dem Wege nach Asselfingen steht noch eine Kapelle, die Wolfgangs-Kapelle. Sie wurde von Wolfg. v. Umgelter mit 600 fl. dotirt, nach Erbauung der neuen Kirche im J. 1761 als entbehrlich an 3 Stotzinger Bürger verkauft, das Vermögen wurde mit der Pfarrstelle vereinigt. Als 1691 ein im Schlosse befindliches Kreuz den Ruf eines Wunderbildes erhielt, wurde es in die Wolfgangskapelle versetzt. Der dabei abgehaltenen Feierlichkeit wohnte der berühmte Pater Kochem bei. Die Einwohner nähren sich von Feldbau und Viehzucht, haben aber, wie N. Stotzingen, eine kleine Markung, S. Tab. II. Sämmtliche Falllehengüter wurden 1821 für 12.000 fl.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_221.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)