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Ringmauer und einem Eingangsthor versehen. Filiale der Kirche sind Halzhausen und Sinabronn. Ehemals stand bei dem Dorfe auch ein kleines Schloß, mit einem Freihofe, das zuletzt einem Consist. Rath Miller in Ulm gehörte und 1806 abgebrochen wurde. Zu demselben gehörte auch eine Mühle. Der Ort hat eine große Markung, 2 Schildwirthschaften, 1 Bierbrauerei, 3 Mahlmühlen, 1 Öhlmühle, viele Leinenweber, welche Stückweberei treiben; die Spindelfabrikation hat aufgehört. Die Wiesen liegen im Thale und können bewässert werden, die Äcker sind meist auf der Höhe. Schon in ältern Zeiten wurde in der Gegend viel Einkorn gebaut. Der Gemeindezustand ist gut; Arme, welche Unterstützung bedürfen, gibt es nicht. Der Ort hat bedeutende Waldungen. Die eigenthümlichen Gebräuche bei Hochzeiten etc. s. S. 34.

L. ist ein sehr alter Ort, dessen Ursprung in die Zeiten der Römer fällt. Die Castra Romana ad Lunam hatten hier und in der Umgegend ihren Sitz, s. S. 75. Ob die Urkunde, welche (nach v. Arx Geschichte von St. Gallen, I. S. 82) K. Arnolf 886 für das Kloster St. Gallen zu Lunsee ausstellte, in unserm Lonsee ausgestellt worden, mag dahin gestellt bleiben. Sicher ist, daß im Jahr 1108 eine gewisse Luitgardis Alles, was sie zu Lunsee, Urspring, Halzhausen, Reuti etc. erbschaftlich besaß, und zu derselben Zeit Herr Werner, Geistlicher von Urspring, seine Güter zu L., so wie die Kirche zu Urspring etc., dem Kloster Blaubeuren schenkte. Tübingen b. Sattler. Grafen IV. S. 301. (2te Aufl.) Was Luitgard schenkte, war ohne Zweifel auch die Kirche zu L., in deren Besitze man nachher das Kloster Blaubeuren findet. Luitgard war vermuthlich eine geborne v. Helfenstein. Die Grafen von Helfenstein hatten auch die Vogtey über die Kirche, und der Ort selber wurde von ihnen 1396 an Ulm verkauft, s. S. 70. Die Kirche wurde 1453 dem Kloster Blaubeuren einverleibt und der Pfarrer, oder nun Pfarrverweser auf eine Competenz gesetzt. Im J. 1534 vertauschte das Kloster die Güter, den Pfarrsatz u. a. Rechte gegen andere in Seißen, Sontheim etc. an die Stadt Ulm.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_204.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)