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19. Jungingen mit Kesselbronn, St. Moritz, Ober- und Unter-Haslach.

a. Jungingen, ein evang. Pfarrdorf auf der Alp, 11/2 St. nördlich von Ulm, mit 486 Einw., C. A. Ulm, F. A. Alpeck. Den Zehnten bezieht die v. Bessererische Stiftung und der Spital zu Ulm; ein Antheil, den der Staat hatte, wurde 1823 der Stadt Ulm überlassen. Die Grundlasten betragen 92 fl. in Geld und 1075 in Naturalien; davon bezieht der Staat 640 fl., das Übrige die v. Besserersche Familie und Familien-Stiftung, die v. Baldinger, Kolb u. a., die Heiligen- und die Gemeindepfiege des Orts, der Spital und die Armenpflege Ulm, die St. Andreas-Kaplanei in Herrlingen. Der v. Bessererische Antheil ist unter die W. Rittergüter aufgenommen. Er besteht aus 1 Fallehen-Hof und dem großen und kleinen Zehnten aus 94 J. Äcker, war vormals Österreichisch, und ist nun K. Mannlehen.

J. hat eine hohe und freie Lage auf einer großen Fruchtebene mit weiter Aussicht. Die Häuser haben meist Strohdächer. Die Kirche ist mit einem stattlichen, abgestumpften Kuppelthurm versehen, dessen oberer Theil 1646 bei einem gewaltigen Sturme einstürzte. Die Kirche selbst wurde 1697 neu gebaut, und 1802 wieder von der Gemeinde, welche die Baulast hat, mit Unterstützung der Zehntherrschaften und des Staats erneuert. Erst 1829 erhielt J. auch ein Pfarrhaus und Schulhaus, jenes baute die Ulmische Kirchenpflege, dieses die Gemeinde; vorher wohnte der Pfarrer in Ulm und die Pfarrstelle war gemeiniglich mit einer Lehrstelle am Gymnasium daselbst verbunden. Filiale der Kirche sind die oben genannten vier Gemeindeparzellen. Früher waren auch Lehr, und bis 1826 Böfingen, Örlingen und Ober-Thalfingen eingepfarrt. In ältern Zeiten scheint J. Filial von Ulm gewesen zu seyn, erst nach der Reformation, 1535, wurde eine eigene Pfarrei errichtet. 1540 wurde Martin Crusius, der Vater des Schwäbischen Chronikschreibers, Pfarrer in J. Der Ort hat fruchtbare Felder, und seiner hohen Lage ungeachtet schöne Obstgärten, 3 Schildwirthschaften und 1 Brauerei.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_187.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)