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4) Das Brigitten-Kloster, Maria-Klösterlein, in der Kramgasse. Es wurde erst 1490 erbaut und bei der Reformation wieder aufgehoben.

5) Die Sammlung, oder das Franciskaner-Nonnenkloster der dritten Regel. Schon diese Ordens-Regel zeigt, daß es ebenfalls ursprünglich ein Beguinen-Kloster war. Die ersten Schwestern dieses Klosters sollen 1230 von Blaubeuren nach Ulm gekommen seyn und sich dort niedergelassen haben, sie wurden auch später noch in Urkunden „die Schwestern von Beuren“ genannt. Ihr Sitz befand sich auf dem Münsterplatze, wurde aber aus Veranlassung des Münsterbaues 1378 in die Frauengasse verlegt, in das Gebäude, wo jetzt der evangel. Dekan wohnt. Die Anstalt erhielt sich dadurch, daß die Schwestern bei der Reformation die evangelische Lehre annahmen. Nach der Reformation wurde das Kloster in ein Stift für 12 unverheirathete Frauenzimmer aus dem Patriciat und andern alten und angesehenen Familien verwandelt. Die Ordensschwestern, Sammlungsfrauen, oder wie sie sich später lieber nennen ließen, die Stiftsdamen, lebten zusammen unter einer Priorin, früher Meisterin genannt, konnten aber austreten und heirathen.

Die Sammlung hatte sich ein bedeutendes Vermögen und schöne Einkünfte erworben: sie besaß das Dorf Ersingen (O.A. Ehingen), den größern Theil von Asselfingen, mehrere Bauernhöfe, Zehnten u. a. Gefälle und hatte ihren eigenen Beamten, stand übrigens ganz unter Ulmischer Obrigkeit. Im November 1808 wurde das Stift von der K. Bayerischen Regierung aufgehoben und mit dem Damenstift St. Anna in München unter der Bestimmung verbunden, daß aus dessen Einkünften jährlich 8000 fl. dahin abgegeben, daraus aber 16 Präbenden, jede zu 500 fl. gebildet werden sollen. Am 12. Mai 1810, also sechs Tage vor der Abschließung des Pariser Staatsvertrags, wodurch Ulm an Würtemberg kam, fand sich die K. Bayerische Regierung bewogen, statt der jährlichen Rente, sich für das St. Annenstift ein Capital von 200.000 fl. geben zu lassen, welches aus den

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_131.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)