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andern Bollwerken versehen, wovon noch 2 Thürme an der Donauseite stehen. Neue Befestigungen erhielt die Stadt in dem Zeitraum von 1480 bis 1582, sodann zu Anfang des 30jähr. Kriegs und in dem Span. Erbfolgekrieg. Sie bestanden außer der gewöhnlichen Stadtmauer und dem Stadtgraben aus einem hohen mit Backsteinen untermauerten Walle mit 10 Bastionen, einem breiten Wassergraben und einigen Aussenwerken. Eine Hauptfestung aber wollte Österreich zu Ende des vorigen Jahrhunderts aus Ulm machen. Der General Mack kam zu dem Ende in Begleitung des Majors von Dedowich, der den Bau leitete, am 14. März 1797 selbst nach Ulm. Aus ganz Schwaben wurden Arbeiter zu dem Werke aufgeboten, und es wurden nun nicht nur die alten Werke verbessert, sondern auch noch viele neue an den Ufern der Donau und Blau und auf den die Stadt beherrschenden Höhen – dem Galgenberg, Michelsberg und Geißenberg, angelegt. Aber kaum hatte man sich dem Ziele genähert, als die Franzosen neuerdings über den Rhein brachen und ein mit Östreich abgeschlossener Waffenstillstand ihnen die Schleifung von Ulm, Philippsburg und Ingolstadt einräumte. Am 17. Oct. 1800 wurde mit der Demolirung angefangen, und damit so eifrig fortgefahren, daß innerhalb eines Jahrs schon der größte Theil dem Boden gleich gemacht war. Bei dem Wiederausbruche des Kriegs 1805 wurden zwar die noch vorhandenen Festungswerke, insbesondere das Fort auf dem Michelsberg auf Anordnen Macks, so gut es in der Eile seyn konnte, neuerdings wieder hergestellt, aber es geschah nur, um nach der Einnahme von Ulm durch die Franzosen sie vollends ganz zu zerstören, und den Ruhm des österr. Feldherrn unter ihren Trümmern begraben zu sehen. Von nun an hörte Ulm auf eine Festung zu seyn; ein späterer Plan, es zu einer Bundesfestung zu machen, wurde glücklicher Weise wieder aufgegeben.

Die Einwohner Ulms theilten sich schon frühe außer den Königl. Dienstleuten, welche bald allmählig verschwanden, in zwei Klassen: die Patricier und die

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_116.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)