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und feines Bildwerk in Gestalt einer hohen Pyramide, wie vermuthet wird von Jörg Sürlen d. ä. im J. 1469 gefertigt. Von eben diesem Meister sind auch die schönen Chorstühle aus Eichenholz, das vortreffliche Christusbild in der Vorhalle des Hauptportals u. a. Werke. Mehrere Kunstwerke sind während der Reformation weggeschafft worden, mit ihnen auch alle Altäre, deren die Kirche 52 hatte, alle reich dotirt. Erst zur Zeit des Interims wurden die zwei gegenwärtigen wieder hergestellt. Einigen Ersatz für den Verlust, den die Kirche durch die Reformation erlitten, erhielt sie aus Veranlassung des Reformations-Jubiläum i. J. 1817, wo ihr Inneres sehr zweckmäßig erneuert und verbessert worden ist. Bemerkenswerth sind auch die Orgel, welche 1596 von dem blinden Orgelmacher Conrad Schott aus Stuttgart gebaut wurde, und 45 Register mit 3240 Pfeifen hat; ferner die Kanzel mit ihrem aus Lindenholz von Jörg Sürlen d. j. geschnitzten Deckel; der Taufstein; mehrere Gemälde, namentlich eins von Rothenhammer, die Geburt Christi, in der Sakristei, die Gemälde auf beiden Seiten des Eingangs in den Chor, sodann die Bildsäulen der beiden Kaiser Lothar und Konrad, die ehemals auf dem Gänsthor gestanden hatten, das Modell des Münsters von dem Ulmer Schreiner Conrad Metzger, 1813 mit vieler Kunst gefertigt und in der Neidhartischen Kapelle aufgestellt.

So merkwürdig und großartig die Kirche ist, eben so sehr und noch mehr ist es

der Thurm der Kirche. Wie schon berührt worden, sollte die Kirche drei Thürme bekommen, es kam aber nur der Hauptthurm und auch dieser kaum zur Hälfte zur Ausführung. Denn nach dem ursprünglichen Plane sollte er noch zwei Abtheilungen erhalten, wovon die eine ein Achteck, die andere aber ein spitzsäuliges durchbrochenes Dach bilden und mit einem 12′ hohen vergoldeten Marienbild enden sollte. Dadurch hätte der Thurm eine Höhe von mehr als 500 Fuß erhalten. Aber schon die zweite Abtheilung wurde nur noch auf eine Höhe von 15′ ausgeführt. Gleichwohl steht der Thurm auch so,

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1836, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_084.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)