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genannt. Sie erforderte einen Aufwand von 196.311 fl. einschließlich des der Maschinen.

In polizeilicher Hinsicht ist die Stadt in vier Viertel und jedes derselben in 8 Distrikte getheilt. Von Michaelis bis Ostern werden die Straßen mit Hängelaternen beleuchtet. Die Zahl sämmtlicher Gebäude beläuft sich auf 2194, worunter 63 öffentliche, 1777 Haupt- und 354 Nebengebäude sich befinden, und zwar 24, welche dem Staat, und 39, welche der Stadt, den Stiftungen und andern Körperschaften gehören, darunter 3 Kirchen. Die Häuser, größtentheils von Holz gebaut, mit hohen Giebeldächern. Eine regelmäßige Eintheilung war noch vor 30 Jahren selten in den Häusern zu finden. Einen großen Theil nahm der Hausöhrn, hier Laube genannt, ein, der mit gerötheten Ziegelplatten belegt und nicht selten mit guten Gemälden ausgestattet war. Häufig sieht man auch noch Erker und vorstehende Fenster, Guckenhäuslein und nicht selten auch sogen. Guckenhütlein, ein für die Aussicht auf dem Dachgrate angebrachtes Gemach.

Die merkwürdigsten Gebäude der Stadt sind:

Das Münster, die Haupt- und erste Pfarrkirche und eines der vollkommensten Denkmäler alter deutscher Baukunst. Es steht mitten in der Stadt, auf einem rundum freien mit Linden besetzten Platze, und fällt durch seine ansehnliche Höhe und Größe schon in weiter Ferne ins Auge. Auf der Vorderseite über dem Haupteingang erhebt sich der majestätische Thurm. Die Kirche ist von Backsteinen, der Thurm von Sandstein, beide im schönsten gothischen Style, gebaut. Die Kirche ist die größte und höchste in Deutschland. Ihre Länge beträgt einschließlich des Chors nach Innen 416, nach Außen 485 Fuß, ihre Breite nach Innen 166, nach Außen 200′, die innere Höhe 141 Fuß und die des Chors 90′. Das Straßburger Münster ist 355′ lang, 132′ breit, 72′ hoch; die Stephanskirche in Wien 342′ lang und 144′ breit, 86′ hoch. Diese Maße sind noch nach dem vormaligen Ulmer Fuß angegeben, der aber dem Würtembergischen beinahe gleich ist,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1836, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_082.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)