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Der Einlaß, eine kleine Pforte, die 1480 in die Stadtmauer gemacht worden, und durch welche, so lange Ulm eine Festung war, die Fremden bei Nacht eingelassen werden konnten; sie dient gegenwärtig nur bei Tag den Schiffleuten zur Überfahrt auf ihren am jenseitigen Ufer der Donau gelegenen Schiffs-Zimmerplatz. Auch ein paar andere Pforten auf der Donauseite bei der Wilhelmshöhe, vormals Luginsland genannt, und bei der Dreifaltigkeitskirche stehen bei Tag offen. Die Stadtthore sind zwar des Nachts geschlossen, sie werden aber zu jeder Stunde gegen eine kleine Abgabe geöffnet.

Das Aussehen der Stadt ist gut, obgleich ihre Anlage, wie bei allen älteren Städten, unregelmäßig ist, die Straßen meistens eng und die Häuser im Allgemeinen nicht von ausgezeichneter Beschaffenheit sind. Die Straßen sind gepflastert, größtentheils mit Donau- und Illergerölle, in neuester Zeit aber mit einem trefflichen Süßwasserkalk, bei Böfingen gebrochen s. u.

Die bedeutendste und regelmäßigste Straße oder Gasse ist die Frauengasse; im Ganzen zählt die Stadt 92 Gassen. Zu den öffentlichen Plätzen gehören: der Münsterplatz (Kirchhof), der Marktplatz, der Weinhof, der Judenhof und der grüne Hof. Über die Blau führen innerhalb der Stadt 3 steinerne und 2 hölzerne Brücken nebst 4 Fußstegen. Die schönste davon ist die 1818 erbaute steinerne Brücke, die nach dem Göcklinger Thore führt.

Die Hauptbrücke aber ist die Donaubrücke. Sie steht auf derselben Stelle, auf der schon 1140 eine hölzerne Brücke angelegt und 1570 eine steinerne erbaut worden war, welche letztere als schadhaft 1827 und 1828 abgebrochen wurde und der jetzigen Platz machte. Die neue Brücke, welche im Jahr 1832 vollendet wurde, besteht aus 3 Bogen, wovon jeder 60′ weit ist, und zeichnet sich insbesondere durch Solidität aus. Im Ganzen ist sie 230′ lang und 361/2 breit. Die Erbauung geschah unter der Leitung des K. Würt. Kreisbauraths Bühler, auf gemeinschaftliche Kosten der Kronen Würtemberg und Bayern; die Brücke wird daher auch die Wilhelm-Ludwigs-Brücke

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1836, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_081.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)