Seite:Oberamt Ulm Seite 080.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Stadt hat eine eiförmige Gestalt, ihre Lage ist ziemlich eben, doch erhebt sie sich gegen die Mitte und senkt sich besonders stark gegen die Donau. Ihr Flächeninhalt beträgt innerhalb der Mauern, nach einer ältern Messung 192 Morgen, nach der neuern Aufnahme aber, mit Einschluß einiger in unmittelbarem Zusammenhange stehenden Gebäude und Räume 2181/4 Morgen, und das Areal der Gebäude und Hofräume allein 1651/7 M. Ihr Umfang beträgt 12.800 Fuß, also nahe an 1 Stunde. Vor 1802 hatte Ulm beträchtliche Festungswerke, jetzt ist es noch mit Mauer und Graben umgeben, und hat 5 Thore und einen sogen. Einlaß, und zwar:

1. Das Donauthor, oder (Herbel-) Heerdbrucker- an der Donaubrücke. Es war, wie alle andere, mit einem Thurme versehen, der bei Erbauung der neuen Brücke abgebrochen wurde. Durch dieses Thor führen die Straßen über die Donau nach Günzburg, nach Memmingen etc. Den Namen Heerdbrucker- oder Herbelthor hat es davon, weil es ursprünglich nur zum Viehtriebe bestimmt war.

2. Das Göcklinger Thor, auf der westlichen Seite der Stadt; durch dasselbe führen die Straßen nach Ehingen, und über Göcklingen nach Biberach und nach Leutkirch.

3. Das Neue Thor, durch welches die Straße nach Blaubeuren führt. Als das „Neue Thor“ kommt es schon in einer Urkunde von 1357 vor.

4. Das Frauenthor, das auf die Straße von Stuttgart und Nürnberg führt. Es hat seinen Namen von der alten Pfarrkirche zu U. L. Fr., die vor demselben stand, von einer Kapelle, die dabei stand, hieß es auch das Leonhardsthor.

5. Das Gänsthor, am östlichen Ende der Stadt; früher hieß es das Griesthor (von Gries, Sand), und Schmid hält den jetzigen Namen nur für eine Verstümmelung. Das Thor ist mit einem sehr hohen Thurme versehen, der mehrmals, zuletzt 1823 neu hergestellt worden ist, nachdem er am 25. Sept. 1796 bei dem Rückzuge des Generals Moreau, als die Stadt von den Österreichern beschossen wurde, mit 10 Privat- und einigen öffentlichen Gebäuden abgebrannt war.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1836, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_080.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)